Wohnungen sind knapp, die Mieten hoch – und Entspannung ist nicht in Sicht. Nach einer aktuellen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind die Nettokaltmieten im Jahr 2024 um rund vier Prozent gestiegen. Seit 2010 bedeutet das einen Zuwachs von 64 Prozent – ein alarmierender Trend, der vor allem in Großstädten immer stärker spürbar wird.
Gleichzeitig zeigen sich erste Erholungstendenzen bei den Kaufpreisen, die nach ihrem Rückgang im letzten Jahr seit Mitte 2024 wieder anziehen. Während Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen im Jahresschnitt fünf Prozent günstiger waren als 2023, deutet vieles auf eine baldige Trendumkehr hin.
Leerstand auf historischem Tiefstand
Die Gründe für den angespannten Wohnungsmarkt sind vielfältig: Die Leerstandsquote ist bundesweit auf 2,5 Prozent gefallen, in Metropolen wie Berlin sogar auf ein Prozent. Bereits ab drei Prozent gilt ein Markt als angespannt – und in Deutschland liegt diese Schwelle längst weit hinter uns.
Die gestiegene Bevölkerungszahl und der stockende Neubau verschärfen die Situation zusätzlich.
„Die historisch niedrigen Leerstände zeigen, dass das Angebot mit der Nachfrage nicht Schritt hält“, betonen die DIW-Ökonomen Konstantin Kholodilin und Malte Rieth.
Kaufpreise: Ende des Booms, aber keine Entspannung
Der Immobilienboom, der 2022 durch die Zinswende ins Stocken geraten war, führte zunächst zu einem deutlichen Preisrückgang. Besonders stark betroffen waren Einfamilienhäuser, deren Preise seit ihrem Höchststand 2022 um 16 Prozent fielen. Dennoch liegen die Kosten für Bauland, Reihenhäuser und Eigentumswohnungen weiterhin weit über dem Niveau von 2010 – teilweise bis zu 117 Prozent höher.
Ein Hoffnungsschimmer für Kaufinteressierte könnte die jüngste Senkung der Kreditzinsen sein, die laut DIW zu einer wachsenden Nachfrage geführt hat. Doch für Entwarnung ist es zu früh: Die strukturelle Knappheit an Wohnraum bleibt das zentrale Problem.
Neubau bricht ein – und die Politik zögert
Ein weiteres Alarmzeichen liefert der Neubau. 2023 wurden weniger als 300.000 Wohnungen fertiggestellt – weit entfernt von den jährlich benötigten 400.000 Einheiten. Prognosen für 2024 sehen ebenfalls düster aus. Das DIW fordert daher ein Umdenken in der Politik:
„Die neue Bundesregierung muss öffentliche Bautätigkeit fördern und bürokratische Hürden abbauen, um den Wohnungsmarkt nachhaltig zu entspannen.“
Während Kaufpreise eine leichte Korrektur erfahren, bleibt die Situation für Mieter angespannt. Mit steigenden Mieten, sinkendem Leerstand und stockendem Neubau wird der Wohnungsmarkt in Deutschland für viele unbezahlbar. Ohne ein entschlossenes Eingreifen der Politik droht die Krise weiter zu eskalieren.