Die Krise im deutschen Wohnungsbau zieht weiterhin ihre Kreise – ein Ende ist nicht in Sicht. Laut der aktuellen Konjunkturerhebung des Ifo-Instituts steht eine Rekordzahl von 57 Prozent der Wohnungsbaufirmen vor der Herausforderung mangelnder Aufträge. Die Vorhersagen der Branche bleiben mehrheitlich pessimistisch, wie Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut feststellt: „Die Krise im Wohnungsbau scheint inzwischen zum Normalzustand geworden zu sein.“ Auch die Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank haben bislang keine spürbare Entlastung gebracht.
Bereits im Frühjahr 2022 begannen die Schwierigkeiten, mit einem Tiefpunkt vor rund einem Jahr. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für den Wohnungsbau lag im Januar bei minus 43,2 Punkten und stellte eine Verschlechterung gegenüber dem Vormonat dar. Zwar schätzten die Unternehmen ihre aktuelle Lage geringfügig besser als im Dezember ein, doch die Zukunftaussichten verdüsterten sich erneut.
Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich während eines Besuchs bei Sto, einem Dämmstoff- und Farbenhersteller in Stühlingen, optimistisch hinsichtlich vereinfachter Bauvorschriften. Scholz betonte, dass die Gesetze fertig seien und erwartet, dass sie nach der Bundestagswahl in breitem Konsens verabschiedet würden.
Die Ursache für die anhaltende Frustration der Wohnungsfirmen liegt nicht an mangelndem Wohnungsbedarf, sondern an den hohen Baukosten. Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie schildert die Situation als schwierig, optimistisch zu bleiben. Insbesondere in großen Städten herrscht Wohnungsnot, wie die Diskrepanz zwischen der hohen Nachfrage und dem geringen Angebot an bezahlbarem Wohnraum verdeutlicht. So zogen 2022 über 75.000 Menschen nach Berlin, während nur 15.000 Wohnungen errichtet wurden.
Die Aussicht für die Zukunft ist bedrückend. Ein bereits gescheitertes Ziel der Berliner Ampel-Koalition waren 400.000 neue Wohnungen im Jahr. Im Jahr 2023 wurden knapp 300.000 fertiggestellt. Laut Prognosen des Ifo-Instituts und des europäischen Netzwerks Euroconstruct könnte diese Zahl bis 2026 auf unter 200.000 sinken.