Viele Menschen kennen sich erstaunlich wenig mit Sexualität aus, obwohl das Thema in Gedanken allgegenwärtig ist. Ein Beispiel aus dem Leben von Dr. Caroline Kabiru, einer Spezialistin am African Population and Health Research Centre in Nairobi, verdeutlicht dies: In ihrer Schulzeit waren die relevanten Seiten in Biologiebüchern verklebt, und der Lehrer erschien nie. Eine Umfrage unter jungen Kenianern zeigte, dass etwa die Hälfte der Meinung war, Frauen würden am ehesten während ihrer Periode schwanger. Dieses Missverständnis könnte auf elterliche Warnungen zurückzuführen sein, die Mädchen mit Beginn ihrer Menstruation von Jungen fernhalten möchten.
Drei globale Kräfte behindern die Verbreitung korrekter Informationen über Sexualität: Scham, überholte und falsche Informationen sowie unzureichende Datenerhebung. Viele beziehen ihre Vorstellungen aus online verfügbarer Pornografie, die in etwa so realitätsnah ist wie James Bond Filme für den Alltag eines britischen Zivilbeamten. Besondere Lücken bestehen in nicht-wohlhabenden Ländern, bei Männern und Menschen über 50, weshalb umfassende Einblicke fehlen.
Historisch betrachtet, war die Forschung zur Sexualität oft von schlechter Qualität. Die Studien von Alfred Kinsey in den 1940ern waren nicht repräsentativ, obwohl sie seinerzeit berichtenswert waren. In den 1980er und 90er Jahren trieb die globale HIV-/AIDS-Krise jedoch besser fundierte Forschung voran und führte zu nationalen Umfragen, die wichtige Daten lieferten.
Doch auch heute noch konzentrieren sich die umfassendsten Datenerhebungen, beispielsweise die -unterstützten Demographic and Health Surveys, vor allem auf Frauen im gebärfähigen Alter und beleuchten mehr die Risiken als die Freuden der Sexualität. Einfühlungsvermögen in der Partnerschaft ist jedoch nicht nur eine Frage der öffentlichen Gesundheit. Studien zeigen, dass emotionale oder körperliche Unzufriedenheit ein Grund vieler Scheidungen ist.
Einige Wissenschaftler versuchen nun, mehr aus den vorhandenen Daten herauszuholen. So fanden sie heraus, dass die Anzahl der Partner, die Menschen in verschiedenen Ländern bis zum Alter von 50 haben, stark variiert. Diese Variationen bieten Erkenntnisse, die gesellschaftlichen und kulturellen Unterschieden Rechnung tragen könnten, doch viele Fragen bleiben unbeantwortet.
Mit dem höheren Alter der Weltbevölkerung steigt auch das Interesse an Sexualität. Wie bestehende Daten zeigen, leben Paare dies jedoch unterschiedlich aus. Eines ist eindeutig: Die Verständigung über Sexualität hat enormen Einfluss auf das Wohlbefinden von Individuen und Partnerschaften, wird aber durch Scham und Missverständnisse oft erschwert. Offene Kommunikation könnte viele Probleme lösen, doch fehlt es weithin an entsprechender Bildung.
Um die Forschung zu stärken, bedarf es eines gesellschaftlichen Wandels, der das Bedürfnis nach fundierten Informationen anerkennt. Ein positives Beispiel liefert Großbritannien, dessen sachliche Sexualaufklärung in Schulen das Verhalten junger Menschen nachweislich positiv beeinflusst. Mehr Transparenz und genaue Forschung könnten also nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse vertiefen, sondern auch persönliche und gesellschaftliche Normen verbessern.