Die Forderung nach intensiverer Hilfe für die Ukraine vereint 39 Träger des Nobelpreises in einer bemerkenswert politischen Geste. Mit ihrem offenen Brief nehmen sie eine konträre Position zu einem Teil der politischen Entscheidungsträger und einer bestimmten Strömung der öffentlichen Meinung ein, die der Ukraine nur eine marginale Überlebenschance im Konflikt mit der russischen Übermacht beimessen. Diese Akademiker legen den Finger auf eine sichtbare Wunde in der westlichen Politik: Es genügt nicht, dass die Ukraine in diesem ihr aufgezwungenen Krieg durchsteht; vielmehr erachten sie es als essentiell, dass sie als Siegerin hervorgeht.
Dabei berufen sich die renommierten Wissenschaftler auf historische Parallelen, die Mahnung gebieten. Sie ziehen eine Linie von der Appeasement-Politik Großbritanniens gegenüber Nazi-Deutschland, welche 1938 nach dem Einmarsch in das Sudetenland verfolgt wurde, zur aktuellen Situation. Sie argumentieren, dass Nachgiebigkeit damals nicht etwa den Weltkrieg verhindert, sondern Hitlers imperiale Ambitionen vielmehr befeuert hat. Eine ähnlich fehlgeleitete Zurückhaltung dürfe sich im Fall der Ukraine nicht wiederholen.
In ihrem Manifest demonstrieren die Laureaten Weitblick und den unerschütterlichen Glauben an den Wert von Solidarität, einschließlich militärischer und strategischer Art, über bloße verbale Zusicherungen hinaus, um die Ukraine im Kampf gegen die Aggression zu stärken.