Die Aktien von WiseTech erlebten in Sydney einen dramatischen Einbruch, nachdem das Board des australischen Tech-Unternehmens mitteilte, es untersuche Medienvorwürfe gegen den milliardenschweren Mitbegründer und CEO Richard White wegen früheren Fehlverhaltens. Im frühen Handel büßten die Aktien bis zu 18 % ein, bevor sie sich am Nachmittag auf ein Minus von 14 % erholten. Damit schmolz Whites Vermögen um 1,4 Milliarden US-Dollar auf 8,3 Milliarden US-Dollar zusammen, berichtet der Bloomberg Billionaires Index. White ist als größter Anteilseigner entscheidend am Aufstieg WiseTechs beteiligt, das er seit 1994 durch zahlreiche Akquisitionen zu einem globalen Logistik-Riesen aufgebaut hat.
Laut den Nine Entertainment Co.-Publikationen The Australian Financial Review, The Sydney Morning Herald und The Age, hat White Millionen von australischen Dollar an eine frühere Partnerin gezahlt, um Vorwürfe aus dem Jahr 2020 zu klären. Dabei handelt es sich um Anschuldigungen, die White durch eine eidesstattliche Erklärung gegenüber einem Board-Unterausschuss abstreitet.
Der Markt zeigt sich beunruhigt über den Bericht und die bislang nicht verifizierten Vorwürfe, was das Augenmerk auf die Unternehmensführung und Whites Rolle als dominanter Aktionär lenkt. "Das Board prüft nun sämtliche in den Medienberichten aufgeworfenen Aspekte und holt externe Beratung ein", erklärten WiseTechs Direktoren. Der Kurssturz reduzierte den Unternehmenswert um circa 5 Milliarden Australische Dollar auf 35 Milliarden Australische Dollar.
Zwei Direktoren, die bereits zum Zeitpunkt der Anschuldigungen im Amt waren, nahmen an einer Reihe von Krisensitzungen am Wochenende teil, wie aus Berichten hervorgeht. Für Investoren sind diese Vorwürfe von erheblichem Interesse. "Es ist entscheidend, dass das Board diese Themen im Interesse aller WiseTech-Aktionäre prüft", merkt Ed John vom Australian Council of Superannuation Investors an. WiseTech versorgt einige der größten Logistikanbieter weltweit, wie etwa DHL und Sinotrans, mit seiner Software zur Koordination globaler Lieferketten.
Zusätzlich wurde gemeldet, dass es 2019 zu internen Diskussionen innerhalb des Boards kam, nachdem White einer früheren Führungskraft ohne Kenntnis der Investoren eine exorbitante Summe von 2,7 Millionen Australische Dollar gezahlt hatte.