Das indische Großkonglomerat Adani Group steht vor großen Herausforderungen, nachdem mehrere internationale Partner und Investoren entschieden haben, sich von bestehenden Kooperationen zurückzuziehen oder geplante Investitionen auf Eis zu legen. Hintergrund sind schwerwiegende Anschuldigungen gegen den Vorsitzenden Gautam Adani. Die US-Behörden werfen ihm Bestechung und Betrug vor, um Aufträge für die Konzerntochter Adani Green Energy zu gewinnen. Obwohl die Adani Group alle Vorwürfe als "haltlos" bezeichnet, haben die Börsenreaktionen eine deutliche Sprache gesprochen. Der Marktwert der zehn börsennotierten Unternehmen des Konglomerats ist seit der Anklage um etwa 33 Milliarden Dollar gesunken, wobei Adani Green Energy mit einem Verlust von etwa 9,7 Milliarden Dollar am stärksten betroffen ist. Am härtesten traf es Adani Green Energy zusätzlich durch die Entscheidung des französischen Ölriesen TotalEnergies. Dieser wird keine weiteren Investitionen in die Adani Group tätigen, nachdem bekannt wurde, dass er nicht über die US-amerikanischen Anschuldigungen informiert worden war. TotalEnergies hält einen 20-prozentigen Anteil an Adani Green Energy und hat laut Schätzungen von Bernstein Research eine finanzielle Exponierung in Höhe von vier bis fünf Milliarden Dollar. Die Aktien von Adani Green Energy sackten daraufhin um mehr als 11 Prozent ab, während Adani Total Gas einen Rückgang von 1,4 Prozent zu verzeichnen hatte. Unterdessen prüft die US International Development Finance Corp die Auswirkungen der Anklage auf ihre Pläne, 550 Millionen Dollar für ein Hafenentwicklungsprojekt in Sri Lanka zu verleihen. Auch die sri-lankische Regierung untersucht derzeit die Anschuldigungen und deren potenziellen Einfluss auf ihre Projekte mit dem Adani-Konzern. In Afrika hat Kenia einen Ausschreibungsprozess im Wert von über zwei Milliarden Dollar gestoppt, der dem Adani-Konzern die Kontrolle über den Haupterflughafen des Landes verschaffen sollte. Zusätzlich wurde ein öffentlich-privates Partnerschaftsabkommen mit Adani Energy Solutions aufgekündigt. Bangladesch hat eine Untersuchungskommission eingesetzt, um Kraftwerksverträge von Adani Power zu prüfen, während derweil der südindische Staat Andhra Pradesh eine mögliche Annullierung eines Stromliefervertrags in Betracht zieht. Diese Entwicklungen werfen erhebliche Fragen zur künftigen Stabilität und Glaubwürdigkeit der Adani Group auf, während der Konzern um das Vertrauen seiner Investoren ringt.