Wirtschaftsexperten prognostizieren für Deutschland das zweite Jahr in Folge eine wirtschaftliche Schrumpfung. Dies ist eine ernüchternde Nachricht für die politische Landschaft, insbesondere vor den bevorstehenden Wahlen im Februar. Eine schwache Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 % im vierten Quartal reicht nicht aus, um das Jahr 2024 positiv abzuschließen. Man erwartet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 %, während die Eurozone insgesamt ein Wachstum von 0,8 % verzeichnet. Diese Zahlen stellen zudem die erste umfassende Jahresbilanz einer G7-Nation dar. Ein zentrales Thema bleibt der Umgang der künftigen Regierung mit der strikten Haushaltsdisziplin Deutschlands. Diese Regelungen sind entscheidend für das zukünftige Wachstum. Vincent Stamer, Volkswirt bei der Commerzbank, erwartet eine schwache Entwicklung zu Beginn des Jahres 2025, bevor ein allmählicher Anstieg der Investitionen durch gesenkte Zinssätze folgt. Die europäische Wirtschaft erhält Unterstützung von der Europäischen Zentralbank, die im vergangenen Jahr die Kreditzinsen viermal senkte und auch für 2025 weitere Senkungen plant. Dies könnte Investitionen begünstigen und insbesondere der angeschlagenen deutschen Industrie zugutekommen. Wirtschaftsexperten von Bloomberg weisen jedoch darauf hin, dass die industriebedingte Schwäche das Wirtschaftswachstum weiterhin belasten könnte. Zusätzliche Herausforderungen wie mögliche Zollerhöhungen der USA auf europäische Exporte könnten Deutschland leicht zurück in die Rezession treiben. Die Problematik hat auch die öffentliche Diskussion vor der Wahl am 23. Februar geprägt. Bundeskanzler Olaf Scholz steht vor einer Herausforderung durch Friedrich Merz, der die konservative CDU/CSU-Fraktion anführt. Die Parteien debattieren über verschiedene Maßnahmen zur wirtschaftlichen Belebung. Dabei steht die Schuldenbremse im Mittelpunkt der Diskussion. Vorschläge umfassen u.a. 10%ige Zuschüsse für Investitionen und Prämien für Elektrofahrzeuge. Auch ein Investitionsfonds von mindestens 100 Milliarden Euro wird diskutiert. Ob die konservativen Kräfte, die in den Umfragen vorne liegen, bereit sind, die Schuldenbremse zu reformieren, bleibt fraglich. Ihre Prioritäten liegen eher in umfassenden Steuersenkungen. Friedrich Merz hat jedoch signalisiert, dass er offen für Anpassungen ist, die mehr Investitionen ermöglichen. Trotz der Forderungen nach höherer Staatsverschuldung bieten die aktuellen Rahmenbedingungen Raum für öffentliche Investitionen, ohne dass die Finanzierungskosten signifikant steigen würden. Entscheidend wird sein, wie die nächste Regierung Deutschlands Position in der digitalen Wirtschaft stärkt. Moritz Kraemer, Ökonom bei LBBW, betont, dass Unternehmen mehr in digitale Technologien investieren müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Es besteht ein dringendes Bedürfnis, sich von althergebrachten Geschäftsmodellen zu lösen und sich den Herausforderungen der modernen Wirtschaft zu stellen.