06. Oktober, 2024

Wirtschaft

Wirtschaftliche Talsohle: Deutsche Konjunkturaussichten trüben sich ein

Wirtschaftliche Talsohle: Deutsche Konjunkturaussichten trüben sich ein

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem weiteren herausfordernden Jahr. Laut einem Bericht der 'Süddeutschen Zeitung' revidiert die Bundesregierung ihre Prognose für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 deutlich nach unten. Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte ursprünglich ein Wachstum von 0,3 Prozent erwartet, doch die Erwartungen wurden auf ein Minus von 0,2 Prozent zurückgeschraubt. Diese neue Einschätzung soll am Mittwoch in Berlin offiziell vorgestellt werden.

Die Entscheidung kommt nicht überraschend, da jüngste Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute ebenfalls eine Schrumpfung von 0,1 Prozent prognostizieren. Die Ursachen liegen vor allem in der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit und dem hohen Zinsniveau, das Investitionen hemmt. Unternehmen bleiben angesichts der volatilen geopolitischen Lage zurückhaltend und private Haushalte tendieren dazu, ihr Einkommen zu sparen statt zu konsumieren oder in Immobilien zu investieren.

Borge Brende, Präsident des Weltwirtschaftsforums, bleibt trotz der düsteren Aussichten optimistisch. Er betont die starke industrielle Basis Deutschlands und die Fähigkeit, Wissen auf neue Industriebereiche zu übertragen. Deutschland habe bereits begonnen, verstärkt in Technologien wie Halbleiter und Cloud-Computing zu investieren, was als Zeichen einer möglichen Erholung verstanden werden kann.

Die Hoffnung auf Besserung im kommenden Jahr bleibt bestehen, sofern die von der Ampel-Regierung angekündigte Wachstumsinitiative mit steuerlichen Entlastungen und Bürokratieabbau greift. Noch sind allerdings nur Teile dieser Maßnahmen umgesetzt. Wirtschaftsminister Habeck betont die Notwendigkeit zügigen Handelns und warnt vor möglichen Bremsmanövern durch die Bundesländer, die geringere Steuereinnahmen fürchten.

Eine Herausforderung bleibt die Schuldenbremse. Brende weist darauf hin, dass Deutschland mehr in Infrastruktur und Start-ups investieren könnte, wenn die selbst auferlegten Haushaltsbeschränkungen gelockert würden. Der Linken-Politiker Christian Görke kritisiert die Sparpolitik der Regierung und fordert einen Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt, um finanzpolitische Strategien neu zu überdenken.