Die neuesten Prognosen des Ifo-Instituts zeichnen ein gedämpftes Bild der deutschen Wirtschaft: Für das laufende Jahr erwarten die Münchner Ökonomen lediglich ein preisbereinigtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Diese Prognose markiert eine Herabstufung gegenüber der Wintervorhersage von 0,4 Prozent. Ein merklicher Aufschwung auf bis zu 0,8 Prozent wird erst im Jahr 2026 prognostiziert.
Timo Wollmershäuser, der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, konstatiert derzeitige Stagnationstendenzen: Trotz einer leichten Belebung der Kaufkraft bleibt die Konsumfreude verhalten, und auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zeigt Zurückhaltung. Besonders die Industrielandschaft kämpft mit schwacher Nachfrage und wachsendem internationalen Wettbewerbsdruck.
Das bestehende Szenario könnte sich jedoch verbessern, sollte die avisierte neue Regierungskoalition – bestehend aus Union, SPD und Grünen – ihre umfassenden wirtschaftlichen Pläne erfolgreich umsetzen. Geplante Grundgesetzänderungen zielen auf eine Lockerung der Schuldenbremse, um zusätzliche Verteidigungsausgaben sowie ein umfangreiches, schuldenfinanziertes Investitionspaket über 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimainitiativen zu ermöglichen. Optimal umgesetzte politische Entscheidungen könnten bereits im kommenden Jahr zu einem höheren Wachstum als aktuell prognostiziert führen.
Gleichwohl könnten sich die wirtschaftlichen Aussichten noch verschlechtern, warnen die Ifo-Analysten. Politische Unsicherheiten in Deutschland und den USA wecken Besorgnisse. Besonders die „erratische und protektionistische Wirtschaftspolitik“ der neuen US-Regierung mit geplanten Importzöllen auf mexikanische, kanadische und chinesische Waren wird als Bedrohung wahrgenommen. Europäische Produkte könnten bei einer Eskalation der Zollkonflikte ebenso ins Visier geraten und damit die deutsche Exportwirtschaft belasten, mahnt Wollmershäuser.
In Bezug auf die sozialen und ökonomischen Indikatoren rechnet das Ifo für das aktuell laufende Jahr mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent, leicht höher als zuvor angenommen. Ebenso bleibt die Inflationsprognose mit 2,3 Prozent für 2023 konstant, während im nächsten Jahr eine leichte Abnahme auf 2,0 Prozent erwartet wird.