Ein Land in der Rezession
Österreich steuert auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu. Die Schwäche der Automobilindustrie und die hohen Energiepreise treffen das Land hart.
Unternehmen wie KTM oder die Fabrik der berühmten Mozartkugeln mussten schließen, die galoppierende Inflation drückt die Kaufkraft.
Butterpreise, die um 85 Prozent gestiegen sind, und Mehl, das sich fast verdoppelt hat, sind nur Beispiele einer Krise, die längst den Alltag der Bevölkerung prägt.
Die politische Unsicherheit verschärft die Situation. Nach dem Scheitern der Koalitionsgespräche zwischen ÖVP, SPÖ und den Neos hat FPÖ-Chef Herbert Kickl den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten.
Diese Entwicklung sorgt international für Aufmerksamkeit und Misstrauen – nicht zuletzt wegen Kickls polarisierender Rhetorik und seiner Nähe zu rechtsextremen Positionen.
Wirtschaftliche Hoffnungen auf ein „Tabubruch-Bündnis“
Trotz der politischen Brisanz begrüßen einige Wirtschaftsverbände das mögliche Bündnis. In den Vorstandsetagen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) sieht man in einer rechtskonservativen Regierung Chancen, wirtschaftspolitische Blockaden zu lösen.
Wolfgang Hattmannsdorfer, Generalsekretär der WKO, spricht von einer „Standortkrise“, die dringende Maßnahmen erfordert: Senkung der Lohnnebenkosten, Entlastung bei Energiekosten und attraktivere Bedingungen für Investoren.
Doch wie weit dürfen Unternehmer gehen? Kritiker warnen, dass wirtschaftliche Interessen nicht über demokratischen und gesellschaftlichen Prinzipien stehen dürfen.
Die FPÖ steht für eine Annäherung an Russland und könnte Klimaschutzmaßnahmen zurückfahren, um kurzfristig Kosten zu senken – ein riskanter Kurs für die langfristige Stabilität.
Eine gespaltene Wirtschaftselite
Während ein Teil der Wirtschaft auf die FPÖ setzt, äußern andere scharfe Kritik. Hans Peter Haselsteiner, Gründer des Baukonzerns Strabag, warnt vor den Gefahren eines rechtspopulistischen Einflusses.
„Die politische Mitte hat verlernt, Lösungen zu bieten“, sagt er.
Die Schwäche der etablierten Parteien sei ein wesentlicher Faktor für den Aufstieg der FPÖ. Auch Holger Bonin vom Institut für Höhere Studien sieht die Lage kritisch.
Die FPÖ verspreche Steuererleichterungen, lasse jedoch offen, wie diese angesichts der angespannten Haushaltslage gegenfinanziert werden sollen. „Die Unsicherheit für den Wirtschaftsstandort bleibt hoch“, erklärt Bonin.
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