Die deutsche Wirtschaft steuert auf eine ernste Prüfung zu, da die Unternehmensinsolvenzen einen rasanten Anstieg verzeichnen. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform wurden im Jahr 2024 fast ein Viertel mehr Firmenpleiten registriert als im Vorjahr. Prognosen zufolge könnten die Insolvenzzahlen im Jahr 2025 historische Höchststände erreichen. Bernd Bütow, Geschäftsführer von Creditreform, beschreibt den Anstieg als einen Übergang von einer "Woge" zur "Welle". Ein stabiles wirtschaftliches Umfeld und Planbarkeit durch die zukünftige Bundesregierung könnten die Lage möglicherweise entlasten.
Creditreform rechnet für das Jahr 2024 mit rund 22.400 Unternehmensinsolvenzen, der höchste Stand seit 2015. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt 17.814 Insolvenzen verzeichnet. Laut Patrik-Ludwig Hantzsch von der Creditreform-Wirtschaftsforschung wirken sich die Krisen der letzten Jahre nun zunehmend auf die Unternehmen aus. Experten gehen davon aus, dass die Insolvenzwelle besonders im ersten Quartal 2025 ungebrochen anhält.
Der Kreditversicherer Allianz Trade erwartet ebenfalls einen fortgesetzten Anstieg der Unternehmenspleiten. Milo Bogaerts von Allianz Trade erklärt, dass besonders schwach finanzierte Unternehmen stark gefährdet seien. Die wirtschaftliche Schwäche in Europa und insbesondere in Deutschland verschärft die Situation.
Ein Blick auf die betroffenen Unternehmen zeigt: Vor allem kleinere Betriebe mit bis zu zehn Beschäftigten sind betroffen. Branchen wie das Dienstleistungsgewerbe, der Handel und die Baubranche verzeichnen besonders hohe Pleitezahlen. Die geschätzten Schäden für die Gläubiger belaufen sich auf rund 56 Milliarden Euro, deutlich mehr als im Vorjahr.
Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung beschreibt die aktuelle Insolvenzwelle als Resultat eines „perfekten Sturms“ aus ökonomischer Schwäche und gestiegenen Betriebskosten. Zwar zeigte sich im November eine leichte Entspannung, doch dies könnte nur von kurzer Dauer sein.
Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Unternehmen 2025 keine Verbesserung erwartet. Besonders pessimistisch sind die Baubranche sowie der Einzelhandel und die Industrie. Angesichts einer sowieso schon schwachen wirtschaftlichen Lage im Jahr 2024 werfen diese Erwartungen ein düsteres Licht auf die Zukunft.
Die Zahl der Firmenpleiten steigt seit Monaten, nur der Juni 2024 bildete eine Ausnahme. Auch die Verbraucherinsolvenzen steigen, belastet durch erhöhte Preise und Kreditkosten. Es wird eine Zunahme auf rund 72.000 Verfahren in diesem Jahr erwartet, ein Anstieg um 8,5 Prozent.