Als der Vorhang für das Jahr 2024 aufgeht, sehen führende Wirtschaftsverbände und renommierte Institute nicht etwa einen ersehnten Aufschwung, sondern eine düstere Wolke des Pessimismus.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger drückt die Befürchtungen unmissverständlich aus:
„Wir sind in einer ernst zu nehmenden Wirtschaftskrise.“
Ein Satz, der wie ein Donnerschlag die aktuelle Lage zusammenfasst. DIHK-Präsident Peter Adrian malt ein düsteres Bild und sieht die deutsche Wirtschaft in "schwerem Fahrwasser".
Der Ausblick verspreche kaum Besserung, und die Forderung nach einem dringenden "Befreiungsschlag" richtet sich an die politische Spitze.
Die Gründe für diese düsteren Prognosen sind vielfältig und komplex. Die deutsche Wirtschaft steckt nicht nur in einer Konjunkturflaute, sondern auch in einem Strudel aus Zinserhöhungen, einer schwächelnden Weltwirtschaft und Unsicherheiten nach dem jüngsten Haushaltskompromiss.
Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel:
„Wir sind kein verlässlicher Standort mehr bei den Bedingungen.“
Unternehmen halten sich wegen mangelnder Planbarkeit mit Investitionen zurück. Die Perspektive auf verlässliche Rahmenbedingungen für die Herausforderungen der kommenden Jahre, wie den Klimawandel und den demografischen Wandel, bleibt im Nebel der Unsicherheit verborgen.
Die pessimistische Stimmung erstreckt sich über verschiedene Branchen, wie eine Umfrage des IW zeigt. Weltkonjunktur, Zinserhöhungen und Unklarheiten beim Bundeshaushalt drücken die Aussichten für 2024.
Von 47 befragten Wirtschaftsverbänden erwarten 23 einen Rückgang der Produktion oder Geschäftsaktivität. Nur neun gehen von einem höheren Produktionsniveau aus.
DIHK-Präsident Adrian appelliert an die Politik: "Wir brauchen schnellstmöglich eine mittelfristige Planungssicherheit." Die aktuellen Bedingungen schaffen ein ungesundes Klima für die Wirtschaft mit ausbleibenden Investitionen, hohen Kosten und pessimistischen Aussichten.
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, warnt vor einer kritischen Situation. Die schrumpfende Wirtschaft in Deutschland verliert Weltmarktanteile, und Unternehmen stehen vor Beschäftigungsproblemen.
Einige könnten gezwungen sein, Personal abzubauen, weil die Arbeit schlichtweg fehlt.
Angesichts dieser Herausforderungen fordern führende Wirtschaftsvertreter einen entschiedenen Kurswechsel der Bundesregierung.
Arbeitgeberpräsident Dulger ruft nach einem "Agenda-2010-Moment", vergleichbar mit den tiefgreifenden Reformen vor mehr als 20 Jahren. Es geht um Handeln und Machen, um eine Umsetzung von politischen Ankündigungen in konkrete Maßnahmen.
Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland muss wieder in den Vordergrund rücken, betont der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.
Die jüngsten politischen Entscheidungen, wie das Ende der E-Auto-Förderung und der Wegfall der Steuervergünstigung für Agrardiesel, stoßen auf Kritik. Politikwissenschaftler Volker Kronenberg bemängelt die fehlende Glaubwürdigkeit und betont, dass Politik nicht nur Ankündigungen, sondern auch konsequentes Handeln erfordert.
Die Forderungen der Wirtschaftsvertreter sind klar: Der Kampf gegen den Fachkräftemangel muss konsequent geführt werden, die Bildungsmisere umgekehrt, und Deutschland muss ökonomisch entfesselt werden.
Ein dringender Appell, der nicht nur die Politik, sondern die gesamte Gesellschaft in die Pflicht nimmt. Denn eine strukturelle Krise erfordert mehr als nur Lippenbekenntnisse – sie erfordert einen entschiedenen Agenda-2010-Moment.