17. Oktober, 2024

Wirtschaft

Wirecard-Prozess: Zeuge enthüllt Struktur des Milliardenskandals

Wirecard-Prozess: Zeuge enthüllt Struktur des Milliardenskandals

Im andauernden Wirecard-Prozess sorgte ein bedeutender Zeuge kürzlich für Aufsehen, als er über die vermeintlichen Scheintransaktionen des einstigen DAX-Unternehmens berichtete. Die renommierte Unternehmensberatung FTI Andersch, spezialisiert auf die Sanierung von Krisenunternehmen, konnte weder vor noch nach der im Juni 2020 eingetretenen Insolvenz auf den Treuhandkonten in Südostasien die verschwundenen 1,9 Milliarden Euro ausfindig machen. Ein leitender Berater der Firma beschrieb die Verluste bei Wirecard als gewaltig und erklärte, das Unternehmen habe wöchentlich rund 10 Millionen Euro Kapital eingebüßt.

Die Untersuchung der Wirecard-Finanzen durch FTI Andersch hatte auf Wunsch der gläubigerseitigen Banken begonnen und enthüllte, dass zwischen 2015 und 2020 netto etwa 500 Millionen Euro fehlten. Die vermeintlichen Gewinne des Unternehmens stammten hauptsächlich von Drittpartnern im Mittleren Osten und Südostasien, die angeblich Kreditkartenzahlungen für Wirecard abwickelten. 'Ohne diese Geschäfte hätte Wirecard Verluste eingefahren', bestätigte der Zeuge während des 155. Verhandlungstags vor dem Vorsitzenden Richter Markus Födisch. Andere Teile von Wirecard verbuchten kaum Gewinne.

Die Gerüchte um erfundene TPA-Gewinne, die auf den südostasiatischen Treuhandkonten bilanziert wurden, scheinen sich zu verhärten. Bemerkenswert fand der Berater, dass trotz der Insolvenz von Wirecard keine Händler oder TPA-Partner zu Wort meldeten. Insolvenzverwalter Michael Jaffè sucht noch immer nach den verschollenen Milliarden. Unterdessen bleibt der frühere Wirecard-Chef Markus Braun, der seit über vier Jahren in Untersuchungshaft sitzt, standhaft in der Zurückweisung aller Anschuldigungen und beschuldigt seinerseits eine Gruppe um den flüchtigen Jan Marsalek und den mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus der Veruntreuung.