Rund eine Woche vor der Bundestagswahl fordern der Bundesverband WindEnergie (BWE) und die Gewerkschaft IG Metall die neue Regierung zum entschlossenen Fortsetzen des Windkraftausbaus auf. Nachdrücklich verlangt BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek einen zügigen und kontinuierlichen Ausbau, warnt jedoch vor hastigen Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen. Um den bisherigen Erfolg nicht zu gefährden, hält sie eine Reform des Strommarkts, die Umsetzung einer Flexibilitätsstrategie und Maßnahmen zur Cybersicherheit für unabdingbar.
Mit einem Strommix, in dem etwa 59 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen, nimmt die Windenergie eine Schlüsselrolle ein. Die Bundesnetzagentur meldet für das Jahr 2024 eine Gesamtleistung der Windenergie an Land und auf See von etwa 138 Terawattstunden (TWh). Offshore-Windkraft in der Nordsee zählt dabei zu den Spitzenreitern der Stromerzeugung, mit einer Produktion, die theoretisch für ungefähr 6,5 Millionen Haushalte ausreicht.
Heiko Messerschmidt, Branchenbetreuer für Schiffbau und Windenergie bei der IG Metall, mahnt, dass die nächste Bundesregierung den eingeschlagenen Kurs nicht verlassen dürfe. Die Energiewende sorge bereits für zehntausende Arbeitsplätze entlang der gesamten Produktionskette. Gegenstimmen aus der Politik, wie die der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel, die bei einem Parteitag die Zerstörung von Windkraftanlagen forderte, stoßen bei Messerschmidt auf Unverständnis.
Auch die Industrie gibt deutliche Signale: Siemens Gamesa und Nordex betonen die Notwendigkeit vertrauenswürdiger Rahmenbedingungen. Horst Hakelberg von Siemens Gamesa sieht im europäischen Net-Zero-Industry-Act einen wichtigen Hebel zum Schutz heimischer Arbeitsplätze. Karsten Brüggemann von Nordex hebt die Bedeutung von Planungssicherheit hervor. Die Energiewirtschaft wartet gespannt auf klare Signale der künftigen Regierung.