Nach dem erfolgreichen Rückzug der Truppen von den letzten Konfliktpunkten an ihrer Himalaya-Grenze, setzen Indien und China auf eine vorsichtige Wiederannäherung ihrer bilateralen Beziehungen. Diese Entwicklung erfolgte etwa sechs Wochen, nachdem ein Abkommen zur Beilegung des vier Jahre andauernden militärischen Patts erzielt wurde, das die Beziehungen zwischen den beiden asiatischen Großmächten beeinträchtigt hatte.
Die Spannungen zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt eskalierten 2020, als es im westlichen Himalaya zu blutigen Auseinandersetzungen kam, bei denen 20 indische und vier chinesische Soldaten ums Leben kamen. Daraufhin kappte Indien die direkten Flugverbindungen mit China und sperrte Hunderte von chinesischen Apps, während es gleichzeitig die Überprüfung chinesischer Investitionen verschärfte.
Erst jetzt, mit der Entschärfung an der Grenze, zeigt sich Indien bereit, die beschädigten wirtschaftlichen Bindungen mit China wieder zu verbessern. Außenminister Subrahmanyam Jaishankar betonte, dass die Friedenssicherung an der Grenze eine Voraussetzung für den Ausbau der Beziehungen sei. Hochrangige Vertreter und Diplomaten beider Länder sollen in Kürze zusammenkommen, um zukünftige Maßnahmen zu besprechen.
Die historische, größtenteils unmarkierte Grenze entlang des Himalayas, die bereits 1962 einen kurzen, aber heftigen Krieg verursachte, steht weiterhin im Fokus der beiden Nationen. Während diplomatische Gespräche und Abkommen ab 1991 für Stabilität sorgten und den Handel florieren ließen, war dieser Fortschritt 2020 unterbrochen worden.
Nach dem jüngsten Abkommen im Oktober, trafen sich nun auch Chinas Präsident Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi erstmals seit fünf Jahren. Trotz der Wiederaufnahme der Beziehungen, plant Indien, wirtschaftliche Schritte mit Vorsicht anzugehen. Die Wiederaufnahme direkter Flugverbindungen und die Beschleunigung von Visa-Prozessen werden als erste Schritte erwartet.