Wie viel verdient eigentlich... ein Vorstand?
Christian Sewing hat gut Lachen: Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank und mit einer Gesamtvergütung von 9,2 Mio. Euro das bestbezahlte Vorstandsmitglied des Jahres. Gefolgt von Oliver Blume (Volkswagen) mit €8.8 Mio. Euro und Belén Garijo Lopez (Merck) mit €8.3 Mio. Euro.

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Wie viel verdient eigentlich... ein Vorstand?

InvestmentWeek hat die Auswertung zu DAX-Vorstandsgehältern dieses Jahr in Auftrag geben dürfen und präsentiert die Ergebnisse.

In den lichtdurchfluteten Konferenzräumen der Konzernzentralen, fernab vom Alltag der meisten Angestellten, werden Entscheidungen getroffen, die nicht nur die Zukunft von Unternehmen, sondern oft ganze Industriezweige prägen.

An der Spitze dieser Machtzentren stehen die Vorstände – die Architekten der Unternehmensstrategie, die Hüter der Unternehmenswerte und die oft kritisierten Empfänger von Gehältern, die jenseits der Vorstellungskraft vieler liegen. Doch wie viel verdient ein Vorstand wirklich? Und ist diese Vergütung gerechtfertigt?

Die Zahlen: Fakten statt Vermutungen

Beginnen wir mit den Fakten. Vorstandsgehälter setzen sich in der Regel aus mehreren Komponenten zusammen: einem Grundgehalt, Boni, die an Unternehmenserfolge gekoppelt sind, und langfristigen Anreizsystemen wie Aktienoptionen.

In Deutschland sind die Vergütungen der Vorstände DAX-notierter Unternehmen öffentlich einsehbar und offenbaren oft beeindruckende Zahlen.

So erhielt der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG im Jahr 2022 ein Gesamtgehalt von rund 10 Millionen Euro, während die Vorstandsmitglieder von Siemens durchschnittlich 5,5 Millionen Euro pro Jahr verdienten.

Position in DAX Company Average Compensation in 2023
Vorstandsvorsitzender (CEO) €5.1 million
Einfaches Vorstandsmitglied (Board Member) €2.9 million

Die Rechtfertigung: Warum so viel?

Die Frage, die sich unweigerlich aufdrängt, ist: Warum? Warum werden solche Summen an einzelne Führungspersönlichkeiten gezahlt?

Die Antwort liegt in der Verantwortung und dem Einfluss, den diese Positionen mit sich bringen. Vorstände treffen Entscheidungen, die Milliardenumsätze beeinflussen, Arbeitsplätze schaffen oder gefährden und oft auch gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen haben.

Es ist eine Rolle, die nicht nur Fachwissen, sondern auch Nerven aus Stahl erfordert.

Das Gegenargument: Die Ethik der Entlohnung

Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille. Kritiker argumentieren, dass solche astronomischen Gehälter ethisch fragwürdig sind, insbesondere in Zeiten, in denen die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht.

Es wird argumentiert, dass kein Mensch "so viel mehr" leisten könne, als es die Bezahlung eines durchschnittlichen Angestellten rechtfertigen würde. Zudem wird die Verbindung zwischen Vorstandsgehältern und Unternehmenserfolg kritisch hinterfragt, da diese oftmals auch bei schlechter Unternehmensperformance hoch bleiben.

Die psychologische Komponente: Mehr als nur Geld

Interessant ist auch der Blick auf die psychologische Komponente. Für viele Vorstände ist das hohe Gehalt weniger ein Lebensnotwendigkeit als vielmehr ein Symbol für Erfolg und Anerkennung.

Es wird als Maßstab für die eigene Leistung und den erreichten Status gesehen. Dies kann allerdings auch zu einer Entfremdung von der Basis des Unternehmens führen, wo solche Gehälter als unerreichbar und oft als ungerecht empfunden werden.

Abschlussgedanke: Ein Gleichgewicht zwischen Verdienst und Verantwortung

Abschließend lässt sich sagen, dass die Bezahlung von Vorständen ein komplexes Thema ist, das nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ethische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Es geht um mehr als nur Zahlen auf einem Gehaltsscheck.

Es geht um Verantwortung, Leistung und die Frage, wie wir Erfolg definieren und honorieren wollen. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen und Gesellschaft gemeinsam ein Gleichgewicht finden, das Leistung anerkennt, aber auch die wachsende soziale Ungleichheit nicht außer Acht lässt.