Fed-Politik: Von Zinssenkungen zur Zurückhaltung?
Die US-Investmentbank Morgan Stanley, die bislang zwei Zinssenkungen für 2025 prognostizierte, hat ihre Erwartungen revidiert. Statt einer ersten Zinssenkung im März und einer weiteren im Juni geht das Institut nun davon aus, dass es lediglich zu einer einmaligen Anpassung kommt – wenn überhaupt.
Damit folgt Morgan Stanley der Einschätzung anderer großer Finanzakteure wie Barclays und Macquarie, die ihre Erwartungen an eine lockere Geldpolitik ebenfalls zurückgeschraubt haben.
Der Grund für die vorsichtige Haltung liegt in der hartnäckigen Inflation, die sich trotz abflachendem Wachstum nicht so schnell zurückbildet wie erhofft. Die Federal Reserve betont weiterhin, dass künftige Zinssenkungen nur erfolgen, wenn die Inflationsentwicklung dies erlaubt.
Doch in diesem Jahr gibt es noch einen weiteren Unsicherheitsfaktor, der die Fed zu einer abwartenden Haltung zwingt: die möglichen Handelszölle von Donald Trump.
Trump-Tarife: Ein wirtschaftlicher Bremsklotz?
Donald Trump hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er nicht davor zurückschreckt, protektionistische Maßnahmen durchzusetzen. Die von ihm geplanten Importzölle könnten dazu führen, dass die Inflation künftig auf einem höheren Niveau verharrt. Morgan Stanley-Analysten erklärten dazu in einer Mitteilung:
"Eine schnellere Einführung von Zöllen als von uns angenommen würde wahrscheinlich bedeuten, dass die Disinflation bei einer höheren Inflationsrate zum Stillstand kommt und jeder Weg zu Kürzungen in naher Zukunft blockiert wäre."
Dies wäre besonders brisant für die Fed, die derzeit versucht, eine Balance zwischen einer stabilen Inflation und der Stärkung der Konjunktur zu finden. Höhere Importzölle könnten zu steigenden Verbraucherpreisen führen, da Unternehmen die Mehrkosten an die Endkunden weitergeben.
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Gleichzeitig würden höhere Zölle Unsicherheiten im globalen Handel schaffen, was Unternehmen zögern lassen könnte, Investitionen zu tätigen.
Wirtschaftliche Unsicherheit in den USA: Wie reagiert die Fed?
Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen, dass sich die Inflation in den USA langsamer zurückbildet als von vielen Ökonomen erwartet. Der PCE-Preisindex, der von der Fed bevorzugte Inflationsindikator, entsprach zwar zuletzt den Markterwartungen, doch ein abrupter Preisrückgang bleibt aus.
Dies dürfte der Hauptgrund dafür sein, warum die Notenbank bei ihrer letzten Sitzung den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent beließ.
Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass weitere Zinssenkungen erst erfolgen würden, wenn die Inflation nachhaltig zurückgegangen sei. Der geplante geldpolitische Kurs für das Jahr 2025 bleibe jedoch "höchst ungewiss".
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Wie reagieren die Märkte?
Die Märkte haben die neuen Einschätzungen von Morgan Stanley mit Vorsicht aufgenommen. Die Renditen für US-Staatsanleihen blieben stabil, während Aktien leicht nachgaben. Besonders zinssensitive Sektoren wie Immobilien und Technologie mussten Verluste hinnehmen, während Bankaktien von der Aussicht auf weiterhin hohe Zinsen profitierten.
Experten warnen jedoch davor, dass die geldpolitische Unsicherheit das Risiko einer Marktvolatilität erhöhen könnte. Sollte Trump seine Zölle schneller und in größerem Umfang als erwartet durchsetzen, könnte dies die Inflation anheizen und den Druck auf die Fed erhöhen, länger an ihrem restriktiven Kurs festzuhalten.
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