Trump, der Tariftaktiker: Alles nur ein Spielzug?
Donald Trump erhöht erst die Zölle, rudert dann zurück – und verkauft beides als Erfolg. Wer sein Buch von 1987 kennt, erkennt darin Muster: „Hoch pokern, hart bleiben, am Ende das Momentum nutzen.“ Genau das ist jetzt wieder zu sehen. Die 90-tägige Zollpause kommt nicht als Reue – sondern als kalkulierte Inszenierung.
Zahlen, Fakten? Lieber Bauchgefühl.
Trump schreibt, er halte nichts von „Number-Crunchern“ und vertraue lieber seiner Intuition. Entsprechend brüsk ignorierte er auch diesmal Warnungen von Ökonomen, Konzernchefs und Marktstrategen.
Stattdessen: 145 % Zoll auf China-Importe. Und dann ein Rückzieher – mit Verweis auf die „schöne Entwicklung am Anleihemarkt“. Auch das steht zwischen den Zeilen seines Buchs: Intuition vor Analyse.
Pressesturm?
In „The Art of the Deal“ beschreibt Trump die Presse als ständigen Gegner – und gleichzeitig als unerlässliches Werkzeug. Auch bei der Zollpolitik nutzt er die öffentliche Empörung strategisch: Erst der harte Schritt, dann die überraschende Pause. Die Schlagzeilen sind ihm gewiss. Negativität kalkuliert – Sichtbarkeit garantiert.

Handel als Pokerpartie
Trump agiert im Handelskonflikt wie ein Immobilienunterhändler: Frontal, laut, hartnäckig. Seine Methode: Gegner zermürben, Öffentlichkeit manipulieren, den eigenen Preis diktieren.
Die Bilanz? Politisch maximal polarisiert, wirtschaftlich hochriskant – aber in seinem Kalkül möglicherweise ein „Gewinn“, wie er ihn im Kapitel zu Central Park South beschreibt: „All’s well that ends well.“
Industrie statt Index – Trumps Fokus bleibt analog
Obwohl er die Aktienmärkte stets kommentiert, gilt seine Aufmerksamkeit nicht der Wall Street, sondern dem Aufbau realer Produktionsketten. „Factories and jobs will come roaring back“, sagt er. Im Buch sinniert er über Marmor und Bauprojekte – und auch jetzt richtet sich seine Politik auf sichtbare Symbole: Fabriken, Zölle, Container statt Cashflow-Modelle.