07. Januar, 2025

Unternehmen

Wie Künstliche Intelligenz den Einzelhandel revolutioniert – das Beispiel Linetweet

Das Berliner Start-up nutzt KI, um Läden effizienter zu machen und die Kundenzufriedenheit zu steigern. Unternehmen wie Fielmann und Telekom profitieren bereits.

Wie Künstliche Intelligenz den Einzelhandel revolutioniert – das Beispiel Linetweet
Optimierte Prozesse: Fielmann setzt Store.AI von Linetweet ein, um Wartezeiten zu reduzieren und Kundenzufriedenheit zu steigern.

Einzelhandelsgeschäfte stehen vor neuen Herausforderungen: Längere Wartezeiten und ineffiziente Prozesse führen zu sinkender Kundenzufriedenheit und Umsatzeinbußen. Genau hier setzt das Berliner Start-up Linetweet an.

Linetweet

Mit ihrer Software Store.AI wollen die Gründer Miro Bogdanovic und Viraj Tank nicht nur Prozesse automatisieren, sondern auch den Gewinn ihrer Kunden um bis zu 20 Prozent steigern.

Ein Brief, der alles veränderte

Die Geschichte von Linetweet begann 2019 mit einem handgeschriebenen Brief an Fielmann. Die Optikerkette litt damals unter langen Wartezeiten in ihren Filialen. Bogdanovic erinnert sich: „Wir haben uns gefragt, wie wir die Aufmerksamkeit eines großen Unternehmens gewinnen können. Die Antwort war simpel, aber wirkungsvoll.“

Das Ergebnis: Bereits nach wenigen Monaten wurde Linetweets Software in einer Hamburger Filiale getestet. Die erste Funktion war einfach – eine digitale Terminvereinbarung. Doch das Potenzial der Technologie überzeugte schnell. Innerhalb kurzer Zeit wurden alle Fielmann-Filialen in Deutschland auf die Lösung umgestellt.

Effizienz durch KI

Mit der Weiterentwicklung von Store.AI bietet Linetweet inzwischen weit mehr als Terminplanung. Das KI-Tool analysiert Daten wie Wetterbedingungen, Kundenvorlieben oder Personalverfügbarkeit und schlägt gezielte Maßnahmen vor. So können Dienstpläne optimiert, zusätzliche Ressourcen geplant und Laufwege für Kunden effizienter gestaltet werden.

Daten statt Bauchgefühl: Store.AI analysiert anonymisierte Informationen, um Dienstpläne und Inventurzeiten zu optimieren.

Besonders beeindruckend: Die Software erhebt keine personenbezogenen Daten. Stattdessen nutzt sie anonymisierte Informationen, um Prozesse zu verbessern.

„Unser Ziel ist es, den Arbeitsalltag zu vereinfachen und gleichzeitig den Kunden ein besseres Erlebnis zu bieten,“ sagt Bogdanovic.

Erfolgsbeispiele aus der Praxis

  • Fielmann: Die Integration von Store.AI reduzierte Wartezeiten signifikant und optimierte die Ressourcennutzung. Während der Pandemie entwickelte Linetweet zudem Tools, die Terminslots automatisch an Personalausfälle anpassten. Ergebnis: eine um einen Prozentpunkt gestiegene Kundenzufriedenheit – bei über 90 % ein bemerkenswerter Erfolg.
  • Telekom: In den Filialen der Deutschen Telekom wird die Software zur digitalen Erfassung von Kundenanliegen genutzt. Wartezeiten werden per SMS kommuniziert, und Anliegen können direkt Mitarbeitern zugewiesen werden. Das führte zu einer messbaren Steigerung der Kundenzufriedenheit.
  • Mercedes-Benz: Der ehemalige CEO Dieter Zetsche lobt das Start-up: „Linetweet erreicht nachhaltige operative Exzellenz – eine große Herausforderung für Unternehmen.“

KI im Einzelhandel: Noch viel Potenzial ungenutzt

Eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) aus 2023 zeigte, dass nur 20 Prozent der Einzelhändler KI in ihren Filialen nutzen. Stephan Tromp, stellvertretender Geschäftsführer des HDE, sieht Nachholbedarf: „Viele Händler wissen schlicht nicht, wo KI einen echten Mehrwert bringen kann.“

Linetweet beweist, dass die Technologie die Profitabilität eines Geschäfts steigern und gleichzeitig Kunden binden kann. „Unsere Software ermöglicht bis zu 25 Prozent höhere Produktivität und zufriedenere Kunden,“ erklärt Bogdanovic.

Der Blick in die Zukunft: Expansion und Wagniskapital

Nach der Etablierung auf dem deutschen Markt plant Linetweet die Expansion in die USA. Die Telekom hat angekündigt, Store.AI in ihren US-Filialen einzusetzen. Für das Start-up könnte das eine Umsatzexplosion bedeuten. Derzeit liegt der Umsatz im höheren einstelligen Millionenbereich.

Bisher finanziert sich Linetweet ausschließlich aus eigenen Mitteln. Das soll sich 2025 ändern. Mit neuem Wagniskapital wollen die Gründer ihr Vertriebsteam ausbauen und weitere Märkte erschließen.