30. Januar, 2025

Finanzen

Wie junge Menschen durch Kleinkredite in die Schuldenfalle tappen

Lockangebote, kaum Bonitätsprüfungen und versteckte Kosten: Der Markt für Kleinkredite boomt. Besonders junge Menschen greifen zu – und geraten dabei oft in eine gefährliche Abwärtsspirale. Verbraucherschützer schlagen Alarm, eine EU-Richtlinie soll bald gegensteuern.

Wie junge Menschen durch Kleinkredite in die Schuldenfalle tappen
Das Volumen der Kleinkredite unter 1.000 Euro stieg laut Schufa von zwei Milliarden Euro (2021) auf 4,3 Milliarden Euro (2022) – ein rasanter Anstieg, der vor allem junge Menschen betrifft.

Boom mit kleinen Beträgen

Schnelles Geld per Klick – Anbieter wie Auxmoney, Cashper oder Vexcash werben offensiv mit „Sofortauszahlung“ und „unkomplizierter Kreditvergabe“.

Die Botschaft: Wer dringend Geld braucht, etwa für eine Autoreparatur oder die nächste Miete, bekommt es hier ohne Umwege. Besonders beliebt sind Beträge unter 1.000 Euro, oft sogar weit darunter.

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Die Zahlen sprechen für sich: Laut Schufa stieg das Volumen der Kleinkredite zwischen 2021 und 2022 von knapp zwei auf über 4,3 Milliarden Euro. Inzwischen machen Kredite unter 1.000 Euro rund 42 Prozent aller neu aufgenommenen Darlehen aus – ein Markt, der immer stärker wächst.

Die Zielgruppe: Jung, unerfahren, risikofreudig

Vor allem junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren greifen zu. „Es sind oft Studierende oder Berufseinsteiger, die ein geringes Einkommen haben, sich aber etwas leisten möchten“, erklärt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen.

Nach einer Umfrage der Bankenaufsicht BaFin nutzen 20 Prozent der jungen Erwachsenen Kreditkartenraten, knapp ein Drittel gibt an, bereits Schwierigkeiten zu haben, bestehende Kredite zurückzuzahlen.

„Viele unterschätzen die Risiken solcher Kredite“, sagt Mai. „Besonders kritisch ist, dass Anbieter gezielt diese junge und unerfahrene Zielgruppe ansprechen.“

Über soziale Medien und Werbung auf Plattformen wie YouTube oder Instagram wird vermittelt, dass die Kreditaufnahme problemlos und risikofrei sei – ein Eindruck, der oft nicht der Realität entspricht.

Gefährliche Lücken bei der Bonitätsprüfung

Einer der größten Kritikpunkte von Verbraucherschützern: die lasche Bonitätsprüfung vieler Anbieter. Die BaFin hat die Vergabepraxis untersucht – mit erschreckenden Ergebnissen.

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In 80 Prozent der Fälle wurden Konsumkredite genehmigt, obwohl die Testpersonen teils schlechte Bonitäten hatten. Oft fragen Anbieter zwar nach Einkommen, aber nur die wenigsten berücksichtigen Ausgaben oder bestehende Verbindlichkeiten.

Die Konsequenz: Viele Verbraucher überschätzen ihre finanzielle Belastbarkeit und geraten in eine Schuldenspirale. „Besonders problematisch ist, dass Kleinkredite oft mit hohen Zusatzkosten versehen sind“, erklärt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Versteckte Kosten treiben den Effektivzins in die Höhe

Ein Beispiel ist die sogenannte „Expressauszahlung“. Anbieter wie Cashper verlangen für eine Überweisung innerhalb von 24 Stunden zusätzliche 39 Euro. Bei Kleinkrediten von etwa 100 Euro treibt das den effektiven Jahreszins auf über 600 Prozent.

Ähnlich agiert Vexcash, das für eine bevorzugte Bearbeitung monatlich 69 Euro berechnet. „Diese Kosten sind oft vorab angekreuzt, und wer nicht genau hinschaut, bucht sie ungewollt mit“, kritisiert Föller.

Auch der Abschluss von Zusatzversicherungen oder Produkten wie Bausparverträgen wird Verbrauchern häufig nahegelegt. „Das verschärft die Situation, statt sie zu verbessern“, so Föller.

Kredite unter dem Radar der Regulierung

Ein besonderes Problem: Kleinkredite unter 200 Euro oder mit einer Laufzeit unter drei Monaten fallen oft nicht unter die üblichen Verbraucherschutzgesetze.

Das bedeutet: Keine Informationspflichten, keine Widerrufsmöglichkeit und keine standardisierte Bonitätsprüfung. Anbieter nutzen diese Lücke aus, um Kredite schnell und ohne größere Hürden zu vergeben.

„Viele Verbraucher wissen nicht, dass diese Kredite oft teurer und schwerer zu widerrufen sind“, sagt Mai. „Das macht sie besonders gefährlich.“

EU will die Regeln verschärfen

Doch es gibt Hoffnung auf strengere Regulierung: Eine neue EU-Richtlinie, die bis November 2025 umgesetzt werden soll, schließt solche Mini-Kredite in die Verbraucherschutzgesetze ein. Anbieter werden dann verpflichtet, auch bei Kleinkrediten umfassende Informationen bereitzustellen und Bonitätsprüfungen durchzuführen.

Verbraucherschützer fordern jedoch noch weitergehende Maßnahmen. „Es muss sichergestellt werden, dass Anbieter nicht nur Einnahmen, sondern auch Ausgaben und bestehende Kredite berücksichtigen“, so Mai. Auch der Verkauf von Zusatzprodukten ohne klaren Nutzen sollte verboten werden.