Als Steward Health Care, einst das größte privat geführte Krankenhausnetz der USA, im vergangenen Jahr Insolvenz anmeldete, war es der Schlusspunkt eines jahrelangen Niedergangs. Acht Krankenhäuser wurden bereits zuvor geschlossen – oft in Regionen, wo sie die letzte medizinische Anlaufstelle waren.
Der Kollaps war vorhersehbar, doch die wahren Gewinner standen längst fest: private Investoren, die Milliarden aus dem System gezogen haben, während Patienten und Mitarbeiter zurückblieben.
Mietzahlungen, die Krankenhäuser ruinieren
Steward hatte sich mit Medical Properties Trust (MPT) auf ein lukratives, aber riskantes Geschäft eingelassen. Der Deal: Steward verkaufte seine Krankenhäuser an MPT und mietete sie anschließend zurück – zu horrenden Preisen.
Die jährlichen Mietkosten stiegen auf 350 Millionen Dollar, eine Last, die der Konzern nicht mehr stemmen konnte. Zum Zeitpunkt der Insolvenz schuldete Steward dem Immobilienfonds 6,6 Milliarden Dollar – während MPT weiterhin satte Renditen einfuhr.

Investoren profitieren, während Patienten leiden
Während Steward seine Einrichtungen schließen musste, flossen die Gewinne weiter an die Besitzer. Die Private-Equity-Firma Cerberus, die Steward kontrollierte, kassierte 800 Millionen Dollar an Dividenden, während die Krankenhäuser in die Krise schlitterten. Die Folgen: überfüllte Notaufnahmen, schlechtere medizinische Versorgung und der Verlust Tausender Arbeitsplätze.
Der Massachusetts-Senator Jamie Eldridge brachte es auf den Punkt: „Das ist eine systematische Zerstörung unseres Gesundheitssystems.“ Auch Senator Edward Markey kritisierte das Modell scharf:
„Diese Investoren sahen nicht Krankenhäuser, sondern bloß Dollarzeichen.“
Neue Eigentümer, gleiche Probleme
Nach der Insolvenz hofft man, dass neue Betreiber die Krankenhäuser retten – doch die Aussichten sind düster. Mindestens 15 der Einrichtungen werden weiterhin MPT-Miete zahlen müssen, obwohl sie schon jetzt nicht profitabel sind. Zwölf weitere Häuser wurden an Unternehmen verkauft, die bereits eine fragwürdige Bilanz in der Krankenhausbranche haben.
Besonders brisant: MPT finanziert die Übernahmen selbst mit, indem es den Käufern fast 100 Millionen Dollar an Krediten gibt. Der Immobilienfonds verdient also doppelt – als Vermieter und als Kreditgeber.
Die nächste Pleite ist programmiert
Einer der neuen Betreiber ist American Healthcare Systems (AHS), geführt von Michael Sarian, einem Veteranen der Branche. Seine Firmen waren in der Vergangenheit in dubiose Deals mit MPT verwickelt. Laut Klagen von Lieferanten und Behörden leidet die Patientenversorgung unter seinen Geschäftsmodellen erheblich.
Ein Beispiel: Das AHS-Krankenhaus Vista Medical Center East entließ 8,6 % seiner Mitarbeiter, obwohl es finanzielle Unterstützung vom Staat erhielt. Gleichzeitig berichten Mitarbeiter von Personalmangel, schlechter Ausstattung und chaotischen Abläufen.
Anfang des Jahres wurde ein Patient mit Unterkühlung tot auf dem Klinikdach gefunden – in einem Krankenhauskittel, ohne angemessene Betreuung.
Regulierung versagt
Obwohl es klare Beweise für Misswirtschaft gibt, lässt das Insolvenzgericht Unternehmen wie AHS erneut Krankenhäuser übernehmen. Der Kreislauf wiederholt sich: Ein Investor kauft, saugt Geld aus der Einrichtung und gibt sie an den nächsten weiter.
Das Finanzmodell ist perfide: Ein Krankenhaus verkauft seine Immobilien an MPT, nutzt den Erlös für Dividenden und operative Ausgaben, gerät in wirtschaftliche Schwierigkeiten – und wird dann von einem anderen Betreiber übernommen, der den Zyklus fortführt. Die Patienten sind die Verlierer.
Wer schützt die Patienten?
Während die US-Börsenaufsicht (SEC) möglicherweise gegen MPT ermittelt, gibt es kaum Ansätze, um den eigentlichen Schaden zu verhindern. Wer stellt sicher, dass Investoren nicht weiter Krankenhäuser ausplündern, ohne sie langfristig tragfähig zu machen?
Laut der Analystin Mary Bugbee liegt das Problem im gesamten System: „Unsere Regulierung stellt sicher, dass Investoren ihre Rendite bekommen – aber nicht, dass Patienten eine funktionierende Klinik haben.“
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