Wenn der ETF plötzlich schwankt
Die Verunsicherung ist spürbar: Anleger, die auf die scheinbar ruhige Hand eines global gestreuten ETF gesetzt hatten, blicken aktuell auf erschreckend viel Rot im Depot.
Der MSCI World verlor binnen weniger Tage rund sechs Prozent – und das in einem Markt, der über Jahre als Inbegriff stabiler Langfristanlage galt.
Der Grund liegt nicht nur in einem normalen Rücksetzer, sondern in der geopolitischen Eskalation durch Donald Trumps neue Zollpolitik, die besonders US-Konzerne trifft – und damit auch jene ETFs, die stark auf amerikanische Schwergewichte setzen.
70 Prozent USA: Das unterschätzte Klumpenrisiko
Was viele übersehen: Rund 70 Prozent des MSCI World Index entfallen auf US-Aktien – allen voran Technologiewerte wie Apple, Microsoft oder Nvidia. Genau diese Aktien gehören aktuell zu den größten Verlierern an der Börse.
Wer also meint, mit dem World-ETF automatisch „die ganze Welt“ abzubilden, sitzt in Wirklichkeit auf einem hochgewichteten US-Tech-Bündel. Das macht sich jetzt bemerkbar.
Beispielrechnung: Der Xtrackers MSCI World ETF (LU0274208692) verlor allein in den letzten fünf Tagen 6,1 Prozent, während der Xtrackers MSCI World ex USA (IE0006WW1TQ4) im gleichen Zeitraum nur 3,8 Prozent einbüßte. Der Unterschied ist kein Ausreißer – sondern strukturell bedingt.
Strategie 1: Regional streuen – bewusst und gezielt
Ein erster Schritt zur Stabilisierung: Den US-Anteil reduzieren. Wer beispielsweise dem MSCI World einen Ex-USA-ETF beimischt, reduziert nicht nur das politische Risiko, sondern streut breiter über Europa, Japan und andere Industriestaaten.
Anbieter wie Xtrackers oder iShares führen entsprechende Produkte, oft mit TERs unter 0,3 Prozent.
Strategie 2: Defensive Branchen in den Fokus rücken
In Krisenzeiten gelten Pharma, Grundversorgung und Telekommunikation als robuste Sektoren. Auch während der Corona-Krise hielten sich Werte wie Roche, Johnson & Johnson oder Nestlé vergleichsweise stabil.
ETFs auf Gesundheits-, Versorger- oder Basiskonsumgüter-Indizes bieten einen strukturellen Schutz – auch wenn die Wachstumschancen geringer sind.
Beispiele:
- iShares MSCI World Health Care Sector UCITS ETF (IE00BM67HN09)
- Lyxor MSCI World Consumer Staples TR UCITS ETF (LU1834988278)

Strategie 3: Volatilität rausnehmen – mit Minimum-Volatility-ETFs
Ein unterschätztes Instrument für ruhige Nerven sind sogenannte Minimum-Volatility-ETFs. Diese gewichten Unternehmen nach historisch geringer Schwankungsbreite. Das Ergebnis: geringere Verluste in Crashphasen – bei langfristig ähnlichen Renditen.
Konkret:
- Der Xtrackers MSCI World Minimum Volatility ETF (IE00BL25JN58) verlor in der Vorwoche nur 1,9 Prozent – im Vergleich zu 6,1 Prozent beim klassischen MSCI World.
- Schwergewichte im Fonds sind defensive Blue Chips wie Walmart oder Berkshire Hathaway.
Strategie 4: Anleihen nicht vergessen – aber gezielt einsetzen
Anleihe-ETFs bieten langfristig keine spektakulären Gewinne, aber sie dämpfen Verluste. Gerade Geldmarkt-ETFs, die in sehr kurz laufende Anleihen investieren, gelten als robust bei Zinsänderungen. Wichtig ist jedoch, auf Produkte mit niedriger Duration und hoher Qualität zu achten.
Empfehlung für vorsichtige Anleger:
- iShares eb.rexx 1-3Y Government Bond ETF (DE0006289465)
- iShares Euro Government Bond 0–1yr UCITS ETF (IE00B14X4S71)
Diversifikation bleibt der zentrale Schutzmechanismus
Ob geopolitische Spannungen, Zinsschocks oder Pandemien – wer über Anlageklassen, Regionen und Branchen hinweg breit investiert ist, verliert selten alles auf einmal.
ETF-Investoren, die jetzt nachjustieren wollen, sollten das ohne Hektik tun – aber mit System.
HQ Trust-Analyst Dennis Hoffmann bringt es auf den Punkt:
„Stabile Performance entsteht nicht durch einzelne Wetten, sondern durch Streuung über unkorrelierte Bausteine.“
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