07. April, 2025

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Wie ein 19-jähriger Deutscher die Forbes-Liste aufmischt

Er ist jünger als viele Start-up-Gründer, meidet die Öffentlichkeit – und besitzt 5,4 Milliarden Dollar: Johannes von Baumbach ist laut Forbes der jüngste Milliardär der Welt. Warum ihn trotzdem kaum jemand kennt, was hinter seinem Reichtum steckt.

Wie ein 19-jähriger Deutscher die Forbes-Liste aufmischt
Mit 19 Jahren besitzt Johannes von Baumbach laut Forbes ein Vermögen von 5,4 Milliarden Dollar. Öffentlich aufgetreten ist er nie.

Keine Social-Media-Präsenz, kein öffentliches Auftreten

Während andere Milliardäre auf Konferenzen sprechen, auf Bühnen posieren oder auf LinkedIn ihre Visionen verbreiten, kennt außerhalb der Branche kaum jemand seinen Namen: Johannes von Baumbach, 19 Jahre alt, ist laut der aktuellen Forbes-Liste der jüngste Milliardär der Welt.

Und: Er ist Deutscher. Kein Techgründer, kein Krypto-Investor, kein Popstar mit Unternehmensbeteiligung – sondern Erbe eines stillen Pharma-Giganten aus Rheinland-Pfalz.

Ein Name, der nicht einmal ein Bild hinterlässt. Von dem es keine offiziellen Statements, keine öffentlichen Profile, keine Interviews gibt. In einer Zeit, in der Reichtum meist laut ist, fällt Johannes von Baumbach vor allem durch eines auf: seine Abwesenheit.

5,4 Milliarden US-Dollar – durch ein Familienunternehmen

Sein Vermögen stammt aus dem Besitz am Unternehmen Boehringer Ingelheim, einem der weltweit größten Pharmahersteller in Privatbesitz. 1885 gegründet, heute in vierter Generation geführt von Hubertus von Baumbach, erwirtschaftete die Firma im Jahr 2024 einen Umsatz von 26,8 Milliarden Euro – mit Medikamenten gegen Lungenkrankheiten, Diabetes und Blutgerinnung.

Mit über 53.000 Beschäftigten weltweit gehört Boehringer nicht nur zu den bedeutendsten Arbeitgebern der Branche, sondern auch zu den diskretesten. Keine Börsennotierung, keine Analystencalls, keine Investorenkonferenzen. Stattdessen: Wachstum mit Substanz.

Forschung, vor allem im Bereich Human- und Tiergesundheit. Und eine Familienstruktur, die es erlaubt, Vermögen in Generationen statt Quartalen zu denken.

Boehringer Ingelheim ist in Privatbesitz, muss keine Aktionäre informieren – und auch keine Vermögen offenlegen. Das schützt vor öffentlicher Kontrolle.

Keine Raketen, keine VR-Brillen

In einer Welt, in der Elon Musk mit Raumfahrt und Mark Zuckerberg mit KI-Schachzügen die Schlagzeilen bestimmen, erscheint ein Pharmaunternehmen fast unspektakulär.

Und doch ist Boehringer Ingelheim ein Schwergewicht: Die Medikamente des Konzerns stehen auf den Rezeptlisten fast jedes Hausarztes, die Umsatzbasis ist global, die Forschungsbudgets konkurrenzfähig.

Was viele nicht wissen: Anders als börsennotierte Pharmariesen wie Pfizer oder Roche agiert Boehringer komplett eigenständig – ohne Aktionärsdruck, ohne Quartalsreporting, dafür mit langfristiger Forschungsstrategie.

Ein Modell, das sich gerade in Krisenzeiten – etwa bei Lieferengpässen oder regulatorischen Umbrüchen – als bemerkenswert robust erwiesen hat.

Milliardäre im Umbruch: Erben statt Erfinder?

Der Fall Johannes von Baumbach passt in einen größeren Trend: Der Anteil der Superreichen, die ihr Vermögen geerbt haben, steigt. Auch in Deutschland. Von den 171 deutschen Dollar-Milliardären auf der diesjährigen Forbes-Liste stammen auffällig viele aus Unternehmerfamilien – darunter auch Sophie Luise Fielmann (Fielmann), Kevin David Lehmann (dm) oder Maxim Tebar (Stihl).

Während in den 2000er-Jahren die meisten neuen Vermögen aus Unternehmertum, Tech oder Private Equity entstanden, ist heute wieder öfter der Stammbaum entscheidend. In Zahlen: 37 neue Milliardäre zählt Forbes für Deutschland allein im letzten Jahr – viele davon aus dem Mittelstand oder traditionellen Familienunternehmen.

Deutschland auf Platz 4 der Milliardärs-Rangliste

Mit 171 Milliardären liegt Deutschland laut Forbes inzwischen auf Platz vier weltweit – hinter den USA, China und Indien. Und doch fehlt in Deutschland nach wie vor eine offene gesellschaftliche Debatte über Vermögenskonzentration, Erbschaft und Verantwortung.

Während Länder wie Norwegen oder die Schweiz Vermögenstransparenz gesetzlich fördern, bleibt hierzulande vieles im Nebel – rechtlich abgesichert durch Familienstiftungen, gesellschaftlich legitimiert durch Zurückhaltung.

Johannes von Baumbach verkörpert diese deutsche Unsichtbarkeit des Reichtums. Kein Auftritt in Davos. Kein öffentlicher Diskurs. Kein Jet-Set-Lifestyle. Stattdessen: ein Milliardenvermögen im Schatten eines Familienunternehmens, das keine Öffentlichkeit sucht – und genau deshalb kaum Angriffsfläche bietet.

Was sein Reichtum über die Ökonomie der Zukunft verrät

Der stille Reichtum von Johannes von Baumbach ist mehr als eine Anekdote. Er steht für eine Ökonomie, in der das Kapital zunehmend in festen Händen bleibt. In der der Zugang zu Vermögen nicht über Innovation, sondern über Geburt geregelt wird. Und in der die Schere zwischen Öffentlichkeit und Einfluss immer weiter auseinandergeht.

Er zeigt aber auch, dass wirtschaftliche Macht heute nicht mehr zwangsläufig mit Prominenz einhergeht. Dass Reichtum nicht mehr sichtbar sein muss, um Wirkung zu entfalten. Und dass inmitten von Tech-Getöse, Inflationsängsten und geopolitischen Spannungen ein diskretes Pharmaunternehmen die Grundlage für ein Milliardenvermögen bilden kann – ohne dass es jemand merkt.

Die eigentliche Frage ist nicht: Wer ist er?

Sondern: Warum kennen wir ihn nicht?

Die Geschichte von Johannes von Baumbach ist kein Märchen vom Tellerwäscher zum Tycoon. Es ist die Geschichte eines Systems, in dem Vermögen weitergegeben, verwaltet, aber nicht verhandelt wird. Und sie wirft eine Frage auf, die weit über ihn hinausgeht: Wieviel Transparenz sind wir bereit zu verlangen – von denen, die mehr Einfluss haben als ganze Staaten?

Denn ob wir ihn kennen oder nicht: Johannes von Baumbach gehört längst zu den Entscheidern von morgen. Nur sagt er es niemandem.

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