28. November, 2024

Wirtschaft

Wie die Pharma- und Technologieindustrie Deutschland schützt

Inmitten der Krise traditioneller Industrien investiert die Hightech-Branche Milliarden in Deutschland. Warum Pharma- und Technologieunternehmen den Standort schätzen – und welche Reformen für eine nachhaltige Zukunft nötig sind.

Wie die Pharma- und Technologieindustrie Deutschland schützt
Während traditionelle Industrien schwächeln, investieren Pharmakonzerne Milliarden in neue Produktionsanlagen. Roche allein hat seit 2021 drei Milliarden Euro investiert.

Die deutschen Vorzeigeindustrien wie Auto, Chemie und Stahl kämpfen mit Abbau und Abwanderung. Doch inmitten dieser Krise gibt es auch Lichtblicke: Technologie- und Pharmaunternehmen investieren Milliarden in den Standort Deutschland.

Ihre Gründe sind klar – doch ebenso deutlich werden die Herausforderungen, die Deutschland noch lösen muss, um zukunftsfähig zu bleiben.

Traditionelle Industrien am Limit

Während Hersteller wie Volkswagen, BMW und Ford Produktionsstandorte schließen und Tausende Stellen abbauen, trifft es die Zulieferer noch härter. Konzerne wie Bosch, Schaeffler oder ZF Friedrichshafen streichen Stellen und drosseln Kapazitäten. Es scheint, als ob die alteingesessenen Industrien einem schleichenden Verfall ausgesetzt sind.


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Doch nicht alle Sektoren teilen dieses düstere Bild. Hightech-Unternehmen wie Siemens Healthineers oder Pharma-Riesen wie Roche und Eli Lilly investieren massiv in deutsche Standorte. Inmitten der Krise zeigt sich eine überraschende Dynamik.

Hightech und Pharma: Die neuen Zugpferde

In Forchheim hat Siemens Healthineers ein High-Energy-Photonics-Center errichtet – eine hochmoderne Produktionsstätte für Röntgenstrahler. Die Investition: stolze 650 Millionen Euro.

„Hier bündeln wir Forschung, Entwicklung und Produktion an einem Ort“, erklärt CTO Peter Schardt.

Trotz steigender Energiepreise und Bürokratie setzt das Unternehmen auf Deutschland – wegen der engen Zusammenarbeit mit Universitäten und der Verfügbarkeit von Fachkräften.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Pharmasektor. Roche investiert drei Milliarden Euro in neue Diagnostikzentren, Eli Lilly baut eine Hightech-Anlage in Rheinland-Pfalz, und Bayer plant Investitionen von 1,4 Milliarden Euro in moderne Technologien.

Während traditionelle Industrien schwächeln, investieren Pharmakonzerne Milliarden in neue Produktionsanlagen. Roche allein hat seit 2021 drei Milliarden Euro investiert.

„Diese Unternehmen profitieren von Deutschlands Spitzenposition in Forschung und Entwicklung“, erklärt Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Lithium aus Frankfurt: Ein Start-up trotzt den Widrigkeiten

Auch kleinere Projekte zeigen, dass Deutschland innovativ bleibt. Das Start-up Vulcan Energy Resources hat in Frankfurt eine Anlage zur Lithiumproduktion eröffnet – ein Schlüsselrohstoff für Batterien.

Trotz hoher Energiepreise und schwieriger Kapitalbeschaffung entschied sich CEO Francis Wedin bewusst für Deutschland: „Die Expertise hier ist weltweit einmalig.“

Strukturwandel unter dem Radar

Deutschland befindet sich in einem stillen, aber tiefgreifenden Wandel. Die Zukunft liegt weniger in den traditionellen Produktionsbranchen, sondern in den Laboren, Reinräumen und Hightech-Fabriken. Doch Experten warnen: Dieser Strukturwandel reicht nicht aus, um die deutsche Wirtschaft nachhaltig zu sichern.

„Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind unattraktiv“, warnt Clemens Fuest vom ifo-Institut.

Grüne Technologien wie Wärmepumpen oder Solaranlagen seien technisch einfach und könnten langfristig nicht mit den Produktionsstandorten in Schwellenländern konkurrieren.