22. April, 2025

Unternehmen

Wie das StaRUG-Verfahren Aktionäre abschreckt

Nach Anmeldung eines StaRUG-Verfahrens durch Varta stehen Aktionäre vor Totalverlust – ein kritischer Blick auf die Auswirkungen und Kontroversen des Sanierungsgesetzes.

Wie das StaRUG-Verfahren Aktionäre abschreckt
Mit der Anmeldung eines StaRUG-Verfahrens erleiden Varta-Aktionäre einen kompletten Kapitalverlust, während die Diskussion über die Fairness solcher Sanierungsmaßnahmen weitergeht.

StaRUG und Aktionäre

Das StaRUG-Verfahren, 2021 eingeführt, sollte eigentlich eine Brücke bauen – eine Brücke weg von zermürbenden Insolvenzprozessen hin zu einer effizienteren, unternehmensfreundlichen Restrukturierung.

VARTA AG erzielt Einigung über Sanierungskonzept und schafft Basis für eine nachhaltige Unternehmensperspektive
Mit der Einigung auf wesentliche wirtschaftliche Eckpunkte eines langfristig tragfähigen Sanierungskonzepts hat die VARTA AG heute einen wichtigen Meilenstein erreicht.

Doch der Fall Varta zeigt, dass diese Brücke für Aktionäre ins Nichts führt: Mit der Ankündigung des Verfahrens erlebten sie eine vollständige Entwertung ihrer Anteile. Der Kurs der Varta-Aktie ist seither in einem freien Fall, und bald wird sie vom Handel ausgesetzt.

Ein System, das Aktionäre benachteiligt?

Die tiefgreifenden Kursstürze der Varta-Aktie sind ein deutliches Signal: Das StaRUG wird als Sanierungsinstrument wahrgenommen, das die Interessen der Aktionäre gefährlich vernachlässigt.

Quelle: Eulerpool

Die Diskussion um das Verfahren spitzt sich zu. Einerseits verteidigen Befürworter das StaRUG als notwendiges Mittel, um lebensfähige Unternehmen vor der Insolvenz zu retten. Andererseits sehen Kritiker darin ein Instrument, das zur faktischen Enteignung von Aktionären führt.

Die rechtliche Grauzone

Rechtlich bewegt sich das StaRUG in einer Grauzone: Während es Unternehmen ermöglicht, mit einer Mehrheit von 75 Prozent der Gläubiger schuldenreduzierende Maßnahmen durchzusetzen, bleiben Aktionäre oft auf der Strecke.

Das StaRUG-Verfahren spaltet Meinungen – einerseits als Rettungsanker für Unternehmen gepriesen, andererseits als Gefahr für die Rechte von Kleinaktionären kritisiert.

Der Fall Varta ist symptomatisch für ein tieferliegendes Problem des deutschen Restrukturierungsrechts – es schützt Gläubiger weit besser als die kleinen Anleger.

Die Rolle von Großinvestoren

Interessant ist die Rolle der Großinvestoren in diesem Prozess. Nach einem radikalen Kapitalschnitt werden oft nur ausgewählte, finanzstarke Akteure zu Kapitalerhöhungen eingeladen.

Dies verstärkt den Eindruck, dass StaRUG-Verfahren Großaktionäre bevorzugen könnten, die sich zu Lasten der Kleinanleger bereichern. Bei Varta übernehmen nun eine dem Aufsichtsratschef nahestehende Gesellschaft und ein Automobilhersteller die Führung – ein Umstand, der die Glaubwürdigkeit des Verfahrens in den Augen vieler Anleger weiter untergräbt.

Zukunft des StaRUG: Reformbedarf drängt

Angesichts der kontroversen Diskussionen und der offensichtlichen Nachteile für Kleinaktionäre stellt sich die Frage, ob und wie das StaRUG reformiert werden sollte.

Revolution in der Unternehmenssanierung? StaRUG kämpft um Akzeptanz
Zwei Jahre nach Einführung des StaRUG-Verfahrens bleibt die Nutzung gering – trotz hoher Erwartungen und signifikanten Potenzials zur außergerichtlichen Sanierung.

Der Gesetzgeber steht vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen Unternehmensrettung und Anlegerschutz herzustellen. Der Fall Varta könnte dabei als Weckruf dienen, das Gesetz anzupassen, bevor weitere Unternehmen diesen Weg beschreiten und möglicherweise weitere Aktionäre ihre Investitionen verlieren.