Wenn westliche Autohersteller bislang glaubten, sie könnten mit kostenpflichtigen Fahrerassistenzsystemen zusätzliche Gewinne generieren, dann hat BYD ihnen nun einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Die Ankündigung des chinesischen Autobauers, sein selbst entwickeltes „God’s Eye“-System serienmäßig und kostenlos in viele seiner Modelle zu integrieren, hat in der Branche für Aufsehen gesorgt. Und das aus gutem Grund.
Denn mit diesem Schachzug verändert BYD nicht nur die Spielregeln für den Massenmarkt, sondern demonstriert einmal mehr seine technologische und wirtschaftliche Schlagkraft. Während Wettbewerber wie Tesla, Volkswagen und Mercedes-Benz versuchen, zusätzliche Umsätze durch Abonnements für Fahrassistenzsysteme zu generieren, bietet BYD ein leistungsstarkes System standardmäßig an.
Damit verstärkt der Konzern nicht nur seine Dominanz auf dem Markt für Elektrofahrzeuge (New Energy Vehicles, NEV), sondern unterläuft auch die Monetarisierungsstrategie vieler westlicher Hersteller.
Eine Kampfansage an Tesla & Co.
BYD, einst als Batteriehersteller gestartet, ist heute nicht nur der größte Elektroauto-Produzent der Welt, sondern auch ein Innovationsführer im Bereich autonomes Fahren.
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Das „God’s Eye“-System verspricht eine hochentwickelte Fahrerassistenztechnologie mit Funktionen wie automatischem Spurwechsel, adaptivem Tempomat, Notbremsassistent und fortschrittlicher Objekterkennung. Dass BYD diese Technologie in Fahrzeuge mit einem Preis von bereits 13.150 Euro (100.000 Yuan) integriert, könnte die Dynamik im globalen Markt grundlegend verändern.
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht darin einen strategischen Geniestreich: „Die Funktionen sind nichts Neues, sondern bekannt. Der Paukenschlag liegt in der Integration der Systeme für das untere Ende im Markt. BYD schafft sich damit Marktanteile im NEV-Segment und baut seine Kostenvorteile weiter aus. BYD wird damit zu so etwas wie ein Monopolist im NEV-Markt.“
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Tatsächlich wächst BYD in rasantem Tempo. Während westliche Hersteller mit Produktionsproblemen, Lieferkettenengpässen und Software-Herausforderungen kämpfen, liefert der chinesische Riese konstant hohe Stückzahlen. 2024 verkaufte BYD rund 3,02 Millionen Elektroautos – mehr als Tesla. Die aktuellen Prognosen deuten darauf hin, dass BYD diese Zahl 2025 auf 5,4 Millionen Einheiten steigern könnte.
Der Westen gerät ins Hintertreffen
Während europäische und US-amerikanische Autobauer versuchen, sich durch Premium-Features von der Masse abzuheben, dreht BYD das Spiel um: Hochwertige Technik wird zum Standard – und das zu einem Bruchteil des Preises.
Auto-Blogger Tu Le von Sino Auto Insight kommentierte gegenüber DER AKTIONÄR:
„Die Ankündigung, dass BYD plant, die Technologie in allen Fahrzeugen kostenlos zur Verfügung zu stellen, sollte wirklich alle OEMs aufrütteln, die geplant hatten, eine Abonnementgebühr für ihre eigenen Versionen der Technologie zu verlangen.“
Das könnte vor allem für Tesla problematisch werden. Denn während Elon Musk weiterhin auf seine „Full Self-Driving“-Software (FSD) setzt, die in den USA mittlerweile 15.000 US-Dollar kostet, bietet BYD eine vergleichbare Technologie ohne Aufpreis an. Das könnte insbesondere auf preissensible Märkte wie Europa und Südostasien erheblichen Einfluss haben.
Droht BYD neue Handelsbarrieren?
Doch nicht alles läuft reibungslos für den chinesischen Hersteller. Während die Aktie von BYD in der vergangenen Woche neue Höchststände erreichte, musste sie am Montag ein Minus von 2,47 % hinnehmen. Der Grund: Donald Trump.
Der US-Präsident hatte angekündigt, im April neue Zölle auf Autoimporte in Betracht zu ziehen. Zwar hat er keine konkreten Maßnahmen genannt, doch bereits seine Andeutungen haben Investoren verunsichert. Sollte Trump tatsächlich Strafzölle gegen chinesische Autobauer verhängen, könnte das den Markteintritt von BYD in den USA erschweren.
Doch BYD scheint darauf vorbereitet zu sein. Mit neuen Produktionsstätten in Thailand, Brasilien und Europa verfolgt das Unternehmen eine Strategie der geografischen Diversifikation. Auch in Deutschland ist BYD bereits aktiv und könnte sich mit lokalen Partnern neue Marktchancen erschließen.
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