23. Februar, 2025

Börse

Wie Anleger sich in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten positionieren sollten

Die Märkte reagieren zunehmend auf politische Entscheidungen – vom Handelsstreit bis zur Energiepolitik. Wie sich Investoren in einem Umfeld wachsender geopolitischer Risiken und wirtschaftlicher Unsicherheiten positionieren können.

Wie Anleger sich in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten positionieren sollten
Die Börsen hängen zunehmend von politischen Entscheidungen ab – Strafzölle, Sanktionen und Regulierungen bestimmen die Kursbewegungen stärker als klassische Unternehmenskennzahlen.

Noch vor wenigen Jahren schien eine alte Börsenweisheit unantastbar: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ Doch seit Donald Trump die US-Politik auf den Kopf gestellt hat und geopolitische Konflikte sowie protektionistische Maßnahmen weltweit zunehmen, geraten die Finanzmärkte immer häufiger ins Wanken – und das nicht nur kurzfristig.

Ob Strafzölle, Sanktionen oder handelspolitische Eskalationen: Entscheidungen aus Washington, Peking oder Brüssel bestimmen heute die Börsenkurse mehr denn je.

Für Anleger bedeutet das eine fundamentale Veränderung. Denn während in der Vergangenheit wirtschaftliche Faktoren wie Unternehmensgewinne, Inflation oder Zinspolitik der Notenbanken die Märkte dominierten, treten diese nun zunehmend in den Hintergrund. Stattdessen stehen politische Krisenherde und Regierungshandeln im Fokus der Investoren.

Börsen unter politischem Einfluss: Ein neuer Paradigmenwechsel?

Seit Trumps erster Amtszeit erleben die Märkte eine neue Realität: Handelskonflikte mit China, Sanktionen gegen Russland, eine aggressive Deregulierung der US-Wirtschaft und protektionistische Maßnahmen beeinflussen nicht nur einzelne Sektoren, sondern ganze Volkswirtschaften. Und die Folgen sind tiefgreifend:

  • Handelszölle und Sanktionen: Unternehmen, die stark vom globalen Handel abhängen, mussten in den letzten Jahren erhebliche Einbußen hinnehmen. Hersteller wie Apple oder Tesla wurden durch neue Zölle und Exportbeschränkungen zwischen den USA und China empfindlich getroffen.
  • Energiepolitik: Die Lockerung der Umweltauflagen in den USA sowie die massive Förderung fossiler Energien haben die Rohstoffmärkte volatil gemacht. Gleichzeitig beeinflusst die Energiekrise in Europa nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine langfristig die Wettbewerbsfähigkeit vieler Industrien.
  • Digitaler Protektionismus: Staaten wie China setzen zunehmend auf eine „Technologie-Souveränität“ und erschweren den Zugang westlicher Unternehmen zu ihren Märkten. Big-Tech-Firmen wie Microsoft, Google oder Meta müssen sich auf veränderte Regulierungen und Marktabschottungen einstellen.

Diese neue Unsicherheit stellt langfristige Investmentstrategien infrage – und zwingt Anleger, sich intensiver mit politischen Risiken auseinanderzusetzen.

Historische Vergleiche: Was der Ölpreisschock der 1970er lehrt

Kapitalmarktanalysten ziehen oft Parallelen zwischen der heutigen Situation und der Ölkrise von 1973. Damals hatte die plötzliche Verknappung von Rohöl nicht nur die Inflation angeheizt, sondern auch fundamentale Veränderungen in der Wirtschafts- und Energiepolitik ausgelöst.


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Ähnlich verhält es sich heute mit der geopolitischen Unsicherheit: Chinas wachsender Einfluss auf die globalen Lieferketten, die US-Politik der „Friendshoring“-Produktion oder der zunehmende staatliche Eingriff in den Technologiesektor haben strukturelle Verschiebungen zur Folge, die nicht so schnell verschwinden werden.

„Die Weltwirtschaft bewegt sich in Richtung einer Fragmentierung“, erklärt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity. „Investoren müssen sich darauf einstellen, dass traditionelle Marktmechanismen durch politische Eingriffe verzerrt werden.“

Wie Anleger in unsicheren Zeiten investieren sollten

Welche Strategien helfen Anlegern, sich vor politischen Börsenschwankungen zu schützen? Experten empfehlen eine Kombination aus Diversifikation, defensiven Branchen und Inflationsschutz.

  1. Diversifikation bleibt der Schlüssel:
    Politische Krisen treffen oft einzelne Branchen oder Regionen besonders hart. Wer sein Portfolio auf mehrere Sektoren und Länder verteilt, kann das Risiko minimieren. ETFs auf breite Indizes wie den MSCI World oder den FTSE All-World bieten eine solide Basis.
  2. Defensive Werte bevorzugen:
    In politisch unsicheren Zeiten schneiden Sektoren wie Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter oder Infrastruktur oft besser ab. Unternehmen wie Johnson & Johnson, Nestlé oder Unilever gelten als vergleichsweise krisensicher.
  3. Gold als Absicherung:
    Gold hat sich historisch als sicherer Hafen bewährt, insbesondere in Zeiten geopolitischer Krisen. Viele Investoren nutzen es als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung.
  4. Krypto-Assets als Ergänzung:
    Bitcoin & Co. haben sich in den letzten Jahren als unkorrelierte Anlageklasse entwickelt, die von staatlicher Geldpolitik unabhängig ist. Während Kryptoassets volatiler sind, könnten sie in einem Umfeld wachsender politischer Unsicherheit eine wertvolle Beimischung sein.
  5. Fokus auf Energie- und Rohstoffmärkte:
    Die Energiekrise hat gezeigt, dass Rohstoffe eine Schlüsselrolle für die geopolitische Stabilität spielen. Investitionen in Rohstoff-ETFs oder Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien bieten langfristiges Wachstumspotenzial.

Politik als Marktakteur: Die neue Realität der Börsenwelt

Die Zeiten, in denen politische Entscheidungen nur kurzfristige Ausschläge an den Märkten verursachten, scheinen vorbei zu sein. Stattdessen hat sich eine neue Realität etabliert, in der geopolitische Konflikte, Handelskriege und Regulierungsentscheidungen die globalen Kapitalmärkte nachhaltig beeinflussen.

Für Anleger bedeutet das eine fundamentale Neuausrichtung: Wer erfolgreich investieren will, kommt nicht mehr umhin, politische Entwicklungen und deren wirtschaftliche Auswirkungen genau zu analysieren. Der nächste Tweet eines Präsidenten, ein neuer Handelsstreit oder eine abrupte Gesetzesänderung könnten schneller als je zuvor Milliarden an Börsenwerten vernichten – oder schaffen.

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