Die Columbia University wurde erneut zum Schauplatz eines studentischen Protests, der Erinnerungen an historische Auseinandersetzungen wachrief. Am Donnerstag kam es auf dem Gelände der Hochschule zu Unruhen, die an die starke Revolte aus dem Jahr 1968 erinnerten, als sich das Land inmitten der Kontroversen des Vietnamkrieges befand.
Im April jenen Jahres hatten Studierende der Columbia und der Barnard College fünf Gebäude des Campus besetzt, einen Dekan als Geisel genommen und den Universitätsbetrieb lahmgelegt. Eine Woche nach Beginn der Proteste gingen die Universitätsbehörden gegen die Aktion vor. Unter Einsatz von Polizei, die durch unterirdische Tunnel in die Gebäude eindrang, wurde die Räumung eingeleitet. Bis zum frühen Morgen waren alle Gebäude geräumt, was über 700 Festnahmen zur Folge hatte – ein Historikum der Massenverhaftungen in New York City. Zudem wurden 148 Verletzungsfälle registriert. Vorwürfe schwerer Misshandlungen seitens der Polizei, die auch in Berichten der New York Times dokumentiert wurden, schilderten ein brutales Vorgehen gegen die Protestierenden.
Trotz der überwiegend minderschweren Verletzungen, zumeist Cuts und Prellungen, und der Beschädigungen des Universitätseigentums, markierte die Protestaktion einen Wendepunkt. Die Aktivisten erreichten ihre Ziele – das Stopp eines Bauprojekts auf öffentlichem Grund, die Trennung der Universität von einer Pentagon-Einrichtung, welche Forschung für den Krieg betrieb, sowie Amnestie für die Demonstrierenden.
Die Folgen der Aktionen zwangen den damaligen Präsidenten Grayson L. Kirk und den Provost David B. Truman zum Rücktritt. Zudem führte das Vorgehen gegen die Studierenden zu einem Reputationsverlust und zu Reformen, die studentisches Engagement zukünftig unterstützten. Heute beruft sich die Universität stolz auf die Tradition des Protests als Teil ihres Image.
In einer neuerlichen Zuspitzung autorisierte die aktuelle Präsidentin der University, Nemat Shafik, als 'außergewöhnlichen Schritt' den Einsatz der New Yorker Polizeibehörden zur Räumung eines Studentenlagers auf dem Campus.