18. Oktober, 2024

Startups & VC

WeWork meldet Insolvenz und schließt Abkommen mit Gläubigern zur Schuldenreduzierung

New York – Die einst gefeierte Start-up-Firma WeWork Inc. hat Insolvenz angemeldet und dabei Schulden in Höhe von fast 19 Milliarden US-Dollar bekanntgegeben, ein weiterer Tiefpunkt für das Unternehmen, das sich nach den Auswirkungen der Pandemie nur schwer erholte.

WeWork meldet Insolvenz und schließt Abkommen mit Gläubigern zur Schuldenreduzierung
Die Investmentweek kommentiert WeWorks neuerlichen Gang in die Insolvenz: "WeWork, der unerschütterliche Meister des Büro-Monopoly, hat wieder einmal das Spiel 'Insolvenz' für sich entschieden. Wer hätte gedacht, dass das Geschäftsmodell 'Teure Mietverträge und spirituelle Ethik' nicht nachhaltig ist? Eine wahre Lehre für zukünftige Geschäftsführer: Der Weg zum Ruhm führt vielleicht nicht durch überdimensionierte Gemeinschaftsbüros, sondern durch solide Geschäftspraktiken."

WeWork gab an, eine Restrukturierungsvereinbarung mit Gläubigern getroffen zu haben, die etwa 92% seiner gesicherten Anleihen repräsentieren, und plant eine Straffung seines Mietportfolios von Büroräumen.
Die Chapter-11-Insolvenzanmeldung vom 6. November in New Jersey listete Vermögenswerte von 15 Milliarden US-Dollar auf. Dieser Schritt markiert den Höhepunkt einer jahrelangen Saga für WeWork, das einst als größter Büromieter in Manhattan galt und gleichermaßen Wall Street und Silicon Valley faszinierte.


„Jetzt ist es an der Zeit, die Zukunft voranzutreiben, indem wir unsere alten Mietverträge aggressiv angehen und unsere Bilanz dramatisch verbessern“, sagte David Tolley, der CEO von WeWork

Der Niedergang des Unternehmens setzte im Jahr 2019 ein, als es innerhalb weniger Monate von den Vorbereitungen für einen Börsengang zur Entlassung Tausender Mitarbeiter und zur Beschaffung einer mehrere Milliarden Dollar schweren Rettungsaktion überging.
WeWork war jedoch nicht allein in seinen Schwierigkeiten, da auch andere Anbieter von Büroflächen für gemeinsame Nutzung, wie Knotel Inc. und Tochtergesellschaften von IWG Plc, nach der Pandemie Insolvenz beantragten.

Obwohl WeWork Anfang 2023 eine umfassende Schuldenrestrukturierung vereinbarte, geriet es schnell erneut in Schwierigkeiten. Im August gab das Unternehmen bekannt, erhebliche Zweifel an seiner Geschäftskontinuität zu haben, gefolgt von der Ankündigung, nahezu alle Mietverträge neu zu verhandeln und sich von schwach performenden Standorten zurückzuziehen.


Die Insolvenz war oft die einzige Option für Unternehmen mit teuren Mietverträgen, da das US-Recht insolventen Firmen erlaubt, mühsame und schwer zu kündigende Verträge loszuwerden.

WeWorks Immobilienportfolio erstreckte sich bis zum 30. Juni auf 777 Standorte in 39 Ländern, jedoch blieb das Unternehmen trotz einer Auslastung auf dem Niveau von 2019 unrentabel. Die Fähigkeit zur Kündigung bestimmter Mietverträge wurde beantragt, wobei betroffene Mitglieder im Voraus benachrichtigt wurden.


WeWork plant Anerkennungsverfahren in Kanada durchzuführen, wobei Standorte anderswo nicht Teil des Insolvenzverfahrens sind. Franchisenehmer weltweit sind ebenfalls nicht betroffen, und das Unternehmen betonte, dass es bestehende Mitglieder, Anbieter, Partner und andere Interessengruppen im Rahmen des normalen Geschäftsbetriebs weiterhin betreuen werde.

WeWork war nie ein gewöhnliches Unternehmen – ein erheblicher Teil seiner Existenz schien auf dem erklärten Ziel zu beruhen, "das Bewusstsein der Welt zu erheben". Die spirituelle Ethik, die von den Gründern Adam Neumann und Rebekah Neumann gefördert wurde, verlieh dem Unternehmen manchmal ein fast religiöses Flair.

Obwohl das Unternehmen schließlich im Jahr 2021 an die Börse ging, zwei Jahre nach seinem ursprünglich geplanten Börsengang, konnte es den Verlust von Geld nicht verhindern. Der letzte Versuch einer Wende im März führte zu einer außergerichtlichen Restrukturierung, bei der etwa 1,5 Milliarden US-Dollar Schulden erlassen und andere Fälligkeiten verlängert wurden.

Für Investoren und die Geschäftswelt markiert WeWorks Insolvenz eine bemerkenswerte Episode in der Welt der Start-ups und Co-Working-Räume. Der schnelle Aufstieg und der ebenso rasche Fall dieses Unternehmens werden zweifellos als Lehre für zukünftige Unternehmer dienen, die ähnliche Wege einschlagen wollen. WeWork, einst ein Synonym für ambitionierte Geschäftsmodelle, wird nun seine Geschäftsstrategie neu bewerten und versuchen, sich aus den Schatten der Vergangenheit zu erheben.