19. September, 2024

Technologie

Wettstreit um die nächste große Rakete: Blue Origin, Rocket Lab und iSpace fordern SpaceX heraus

Wettstreit um die nächste große Rakete: Blue Origin, Rocket Lab und iSpace fordern SpaceX heraus

Elon Musks Unternehmen SpaceX hat im Dezember 2015 Raumfahrtgeschichte geschrieben, als es als erstes Unternehmen überhaupt einen Raketenstart mit sicherer Landung auf festem Boden vollzog. Bis heute ist SpaceX nahezu unangefochten, was raketenbasierte Weltraumstarts betrifft, und diese Pionierleistung ist einer der Gründe, warum das Unternehmen heute eine Marktkapitalisierung von über 210 Milliarden US-Dollar vorweisen kann.

Nun träumen jedoch mindestens drei Mitbewerber davon, SpaceX’ Erfolg zu wiederholen und vielleicht der nächste Branchenführer zu werden. An erster Stelle steht dabei Blue Origin von Jeff Bezos. Die Rivalität zwischen Bezos und Musk geht zurück bis November 2015, als Blue Origin dem Konkurrenten SpaceX durch die erfolgreiche Landung der New Shepard-Rakete zuvorkam. Zwar handelte es sich bei der New Shepard um eine suborbitale Rakete, während Musk sein Augenmerk auf die kontrollierte Landung auf Schiffen richtete. Dennoch entfachte dieser Erfolg einen kontinuierlichen Wettstreit der Milliardäre.

Im kommenden Monat wird Bezos erneut versuchen, Musk zu überflügeln. Geplant ist der erste Flug der New Glenn-Rakete, die dabei einen Raumtransporter namens Blue Ring ins All befördern soll – ein Raumfahrzeugtyp, an dem sich SpaceX bisher nicht versucht hat. Beeindruckend ist dabei auch, dass die New Glenn darauf abzielt, ihre erste Stufe auf einem Schiff im Meer zu landen, ein Kunststück, das bisher nur SpaceX gelungen ist. Sollte Blue Origin dies gelingen, würde das Unternehmen über eine leistungsfähigere wiederverwendbare Rakete verfügen als der Falcon 9 von SpaceX, dessen maximale Nutzlastkapazität bei 22 Tonnen liegt, verglichen mit den 45 Tonnen der New Glenn.

Ebenfalls ambitioniert ist Rocket Lab USA, das plant, Mitte 2025 seine wiederverwendbare Neutron-Rakete zu launchen. Die Neutron besticht durch ein innovatives Design, bei dem die erste wiederverwendbare Stufe eine zweite, verbrauchbare Stufe umschließt. Nach Abschluss der Brennphase trennt die erste Stufe die zweite Stufe und Nutzlast ab und vollzieht eine kontrollierte Landung. Diese Entwicklung wird Rocket Labs Kapazitäten erheblich erweitern – von der bisherigen Electron-Rakete, die bis zu 300 Kilogramm tragen kann, zur Neutron, die Nutzlasten bis zu 13 Tonnen ins All befördern soll.

Der dritte Mitbewerber, das chinesische Raketen-Start-up iSpace, gab jüngst bekannt, 99 Millionen US-Dollar zur Weiterentwicklung seiner wiederverwendbaren Rakete Hyperbola-3 eingeworben zu haben. Die Hyperbola-3, die bis zu 8,5 Tonnen Nutzlast in den niederen Erdorbit transportieren kann, soll im Dezember 2025 ihren ersten Start absolvieren. Trotz bisheriger gemischter Erfolgsbilanz hofft iSpace, sich in die Riege der großen Wettbewerber einzureihen und das Potenzial für ein neues Kapitel in der Weltraumindustrie zu eröffnen.

Sollte einer dieser Herausforderer Erfolg haben, könnte dies die Wettbewerbslage in der Raumfahrtindustrie erheblich verändern. Die Wiederverwendbarkeit von Raketen hat SpaceX erlaubt, die Kosten für Orbitalstarts drastisch zu senken und Mitbewerber wie United Launch Alliance und Arianespace zu Preissenkungen bewegt. Gelingt Blue Origin, Rocket Lab oder iSpace ein ähnlicher technologische Durchbruch, könnte der Preisdruck weiter zunehmen. Dies könnte letztlich auch Druck auf United Launch Alliance (ein Joint Venture von Boeing und Lockheed Martin) und auf den Arianespace-Konzern Airbus ausüben, eigene wiederverwendbare Raketen zu entwickeln.