Samah Jabr, eine renommierte Psychiaterin, sieht sich in ihrer Klinik in Nablus mit einer alarmierenden Entwicklung konfrontiert. Einst betreute sie Dutzende Patienten wöchentlich, doch seit der Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts in Gaza reduziert sich diese Zahl dramatisch. Israelische Maßnahmen, darunter jegliche Art physischer und virtueller Barrieren, erschweren den 3 Millionen Palästinensern der Westbank zunehmend das Fortkommen.
Zu den Patienten, um die sich Jabr, auch Leiterin der psychischen Gesundheitsdienste beim Gesundheitsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde, kümmert, zählt ein junges Mädchen, das vor lauter Sorge um die Nahrungsmittelknappheit in Gaza, Vorräte unter ihrem Bett hortet. Der emotionale und psychologische Druck auf die Menschen in der Region ist hoch, und Jabr betont die langfristigen Auswirkungen auf kommende Generationen.
Die Zukunft eines palästinensischen Staates, der in Friedensabkommen schon lange vorgesehen ist, scheint ferner als je zuvor. Die israelische Kontrolle über Ein- und Ausreisepunkte der Westbank sowie die vermehrten Sicherheitsbarrieren sind Relikte aus vergangenen Intifadas, deren Präsenz sich nach dem Angriff der Hamas aus Gaza noch verstärkt hat. Die israelischen Maßnahmen werden als Schutzmaßnahme beschrieben, doch der politische Diskurs in Israel ist gespalten. Mitglieder der Regierung um Premierminister Benjamin Netanyahu drängen auf eine stärkere Präsenz im Gebiet, während Oppositionspolitiker wie Gideon Sa'ar die Gründung eines palästinensischen Staates verhindern wollen.
Gleichzeitig wächst die wirtschaftliche Not der palästinensischen Bevölkerung. Der Verlust von Arbeitserlaubnissen, weniger Einkäufe von israelischen Arabern und touristische Blockaden führen zu wirtschaftlichem Niedergang. Der palästinensische Dekorateur Thaer beschreibt die Sehnsucht nach einem besseren Leben, das unter den gegenwärtigen Bedingungen kaum erreichbar ist. Die physischen und administrativen Hindernisse verheißen für bis zu eine Million Palästinenser Arbeitslosigkeit im Jahr 2025, so der palästinensische Finanzminister Mohammad Alamour.
Die Lage der palästinensischen Autonomiebehörde ist ebenfalls prekär. Inmitten dieser Krise sind Reformen geplant, doch das Vertrauen der Bevölkerung bleibt erschüttert. Internationale Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts halten an, doch der Weg zu einer dauerhaften Zweistaatenlösung bleibt ungewiss. Die Kluft zwischen Hoffnung und Realität ist groß, und so bleibt die Zukunft des Westjordanlandes und ein Frieden zwischen Israel und Palästina in spekulativer Schwebe.
In einer Region, die tief gespalten ist, fordern Stimmen wie die von May Pundak, dass nur ein abgestimmter Ansatz langfristig Frieden und Sicherheit gewährleisten kann. Doch bis dahin bleibt die Bevölkerung des Westjordanlandes in einem komplexen Dilemma aus Bewegungseinschränkungen und ökonomischem Druck gefangen, während sich der Schatten der Ungewissheit ausbreitet.