19. März, 2025

Automobile

Werkstatt-Wucher: Autofahrer zahlen die Zeche für steigende Reparaturkosten

Versicherungen erhöhen massiv die Prämien, weil Reparaturen explodieren. Doch ein Monopol auf Ersatzteile und hohe Stundensätze treiben die Preise weiter nach oben.

Werkstatt-Wucher: Autofahrer zahlen die Zeche für steigende Reparaturkosten
Explodierende Reparaturkosten – Ersatzteile sind heute bis zu 75 % teurer als noch vor zehn Jahren – Autohersteller profitieren, während Versicherer und Kunden zahlen.

Ein harmloser Blechschaden kann heute ein finanzielles Desaster sein. 2000 Euro für einen Kratzer, 15.000 Euro für den Austausch einer Autotür – was früher nach Luxuspreisen klang, ist heute Alltag in deutschen Werkstätten. Die Folge: Kfz-Versicherer wie Allianz und HUK-Coburg geraten unter Druck, während Autofahrer mit steigenden Prämien die Zeche zahlen.

Versicherer im Krisenmodus

Längst ist das Kfz-Geschäft für viele Versicherer ein Verlustbringer. 2023 verlor die Branche rund drei Milliarden Euro, 2024 sind es immer noch zwei Milliarden Euro.

Jeder Euro an Beitragseinnahmen kostet die Unternehmen mehr, als er einbringt. Die Folge: Erhöhte Prämien, neue Tarifmodelle und strengere Werkstattvorgaben.

„Die Schadeninflation ist nach wie vor ein Problem, der Handlungsbedarf ist groß“, mahnt die Finanzaufsicht Bafin.

Wer seine Tarife noch nicht angepasst hat, müsse dies nun nachholen.

Werkstattpreise außer Kontrolle – Stundensätze für Mechanik, Elektrik und Karosseriearbeiten stiegen allein im letzten Jahr um 9 % – Kunden haben keine Wahl, denn der Markt diktiert die Preise.

Warum Reparaturen so teuer sind

Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt es drei Hauptgründe für die Preisexplosion:

  • Ersatzteile sind 75 % teurer als vor zehn Jahren – einige Komponenten wie Rückleuchten kosten heute 86 % mehr.
  • Stundensätze in Werkstätten steigen rapide – Mechanik, Elektrik und Karosseriearbeiten verteuerten sich binnen eines Jahres um knapp 9 %.
  • Der sogenannte Designschutz gibt Autoherstellern ein Monopol auf sichtbare Karosserieteile, wodurch unabhängige Werkstätten kaum Alternativen haben.

„Wir sehen ein Quasi-Monopol der Hersteller auf Ersatzteile“, kritisiert HUK-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer. Eine gesetzliche Reparaturklausel sollte dies bereits 2020 aufweichen – spürbare Effekte sind aber noch nicht zu sehen.

Reaktionen der Versicherer: Neue Tarife und strengere Vorgaben

Die Versicherer reagieren mit neuen Strategien:

  • Kunden sollen die Werkstattwahl den Versicherern überlassen, um von günstigeren Partnerkonditionen zu profitieren.
  • Rabatte für vorsichtige Fahrer: Allianz-Kunden können ihre Beiträge um bis zu 30 % senken, wenn sie besonders defensiv fahren.
  • Mehr gebrauchte Ersatzteile sollen Kosten reduzieren – doch die Akzeptanz in Werkstätten ist noch gering.

Autobesitzer ohne Ausweg?

Der Markt für Kfz-Versicherungen ist im Umbruch. Versicherer versuchen, sich aus der Verlustzone zu retten, während Autofahrer die stetig steigenden Kosten schultern müssen. Doch solange Hersteller ihre Ersatzteilpreise diktieren und Werkstätten ihre Stundensätze erhöhen, bleibt der Preisanstieg unaufhaltsam.

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