Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat sich nach einer Neubewertung seiner wirtschaftlichen Perspektiven veranlasst gesehen, die Erwartungen für das aktuelle Gesamtjahr zu korrigieren. Ausschlaggebend für diesen Schritt ist der Einbruch bei den TV-Werbeerlösen, der das ursprünglich gesetzte EBITDA-Ziel von 575 Millionen Euro nun in unerreichbare Distanz rückt. Finanzvorstand Martin Mildner beschrieb die Situation mit den Worten, dass der private Konsum, der ein wesentlicher Faktor für das TV-Werbegeschäft darstellt, nicht so dynamisch verlief wie erhofft.
Der Umsatz des Unternehmens sank im dritten Quartal um ein Prozent auf 882 Millionen Euro, während der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von sechs Prozent auf 104 Millionen Euro verzeichnete. Dies ist eine direkte Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der zögerlichen Konsumausgaben, die zu einem geringeren Werbeengagement der Unternehmen führte. Der Fernsehkonzern prognostiziert einen fortgesetzten Rückgang dieses besonders margenstarken Geschäftszweigs auch für das laufende Quartal.
Im Gegensatz dazu zeigen sich die digitalen und intelligenten Werbeumsätze von ProSiebenSat.1, angetrieben durch die Streamingplattform Joyn, in einem Aufwärtstrend. Auch die Vertriebszahlen der Online-Shops, insbesondere des Parfümhändlers Flaconi, entwickelten sich erfreulich. Dennoch ist der Konzern entschlossen, Flaconi und die Vergleichsplattform Verivox zu verkaufen, um die freigesetzten Mittel verstärkt in Joyn, Programminvestitionen und die Schuldenreduzierung zu leiten. Gespräche mit potenziellen Käufern sind nach Unternehmensangaben bereits im Gange.
Das Unternehmen strebt weiterhin einen leicht gesteigerten Konzernumsatz von etwa 3,95 Milliarden Euro an, was dem Vorjahresniveau um 100 Millionen Euro übersteigen würde. Die Erwartung eines bereinigten Ergebnisses unter 575 Millionen Euro, also unter dem Vorjahr, bleibt jedoch bestehen, da der TV-Werbemarkt zunehmend herausfordernd wird. Die untere Zielgrenze von 525 Millionen Euro wurde bekräftigt.
An der Börse konnte die Aktie von ProSiebenSat.1 am Donnerstag um vier Prozent auf 4,83 Euro zulegen, nachdem sie am Vortag durch die enttäuschenden Zahlen der Mitbewerberin RTL Group erheblich unter Druck geraten war. Trotz einer Erholung blieben die Anteile in den letzten zwölf Monaten um fast 13 Prozent hinter den Erwartungen zurück, schnitten dabei jedoch besser ab als die der RTL Group, deren Börsenwert seit November 2023 um 27 Prozent fiel. ProSiebenSat.1, derzeit im SDax gelistet, hat seinen Börsenwert auf 1,13 Milliarden Euro einbüßen sehen, weit entfernt von den Rekordhöhen von 2015.