In der Erforschung der neuronalen Stimulation zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen wurde ein bedeutender Durchbruch erzielt. Ein Forscherteam unter der Leitung von Jocelyne Bloch vom Universitätsspital Lausanne und Grégoire Courtine von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne konnte zeigen, dass die gezielte Stimulation bestimmter Gehirnregionen die Gehfähigkeit gelähmter Patienten erheblich verbessern kann. Ihre jüngste Studie, veröffentlicht in Nature Medicine, offenbart, welche Hirnregionen bei der Anpassung nach einer Rückenmarksverletzung eine Schlüsselrolle spielen. Durch eine detaillierte Untersuchung von Mäusegehirnen nach teilweisen Rückenmarksverletzungen identifizierten die Wissenschaftler einen entscheidenden neuronalen Knotenpunkt im seitlichen Hypothalamus. Diese Region ist primär für Funktionen wie Hunger und Durst bekannt, jedoch scheinen hier auch Verbesserungen der motorischen Fähigkeiten nach Verletzungen möglich zu sein. Der Einsatz von Optogenetik bei Mäusen und Ratten bestätigte, dass die künstliche Stimulation dieser Region zu einer deutlichen Erholung der Bewegungsfähigkeit führte. Obwohl derzeit nicht zur Anwendung am Menschen zugelassen, könnte die Optogenetik durch tiefe Hirnstimulation ersetzt werden, eine bereits genehmigte Methode, die elektrischen Strom anstelle von Lichtimpulsen verwendet. Bei ersten Tests an Menschen mit Rückenmarksverletzungen wurden Elektroden implantiert, die bei Stimulation den Drang zum Gehen auslösten. Die positiven Ergebnisse nach dreimonatiger Rehabilitationsphase, wie das eigenständige Treppensteigen eines Patienten, verleihen der Forschung hohe Relevanz. Doch zwei erfolgreiche Fälle reichen nicht aus, um weitreichende klinische Anwendungen zu rechtfertigen. Der nächste Schritt in dieser spannenden Entwicklung, so Dr. Courtine, ist die Kombination mit bereits existierenden Behandlungen, wie der Rückenmarkstimulation. Ein Proband für diese kombinierte Therapieform wird bereits in den folgenden Monaten betreut werden.