23. November, 2024

Unternehmen

Wenn das Lenkrad zur Datenmine wird: Vorsicht!

Das Steuer abgeben an Google? Das klingt zunächst nach Zukunftsmusik, aber die Realität könnte bald ganz konkret werden.

Wenn das Lenkrad zur Datenmine wird: Vorsicht!
Neuer Konflikt mit Kartellbehörden: Googles Ambitionen in der Automobilindustrie wecken Wettbewerbsbedenken.

Ein neuer Spielplatz für Google

In der Welt der Smartphones ist Google mit seinem Betriebssystem Android bereits eine feste Größe. Jetzt richtet der Tech-Riese sein Augenmerk auf ein neues Terrain: das Autoinnere.

Mit seinem System „Android Automotive“ und den „Google Automotive Services“ (GAS) will Google nicht weniger als eine Revolution im Cockpit moderner Fahrzeuge anzetteln. Diese Bestrebungen könnten jedoch bald auf ernsthaften Widerstand stoßen, denn das Bundeskartellamt hat bereits Wettbewerbsbedenken geäußert.

Die Magie der Vernetzung

Es beginnt ganz unscheinbar: Ein Android-Smartphone verbindet sich automatisch mit dem Auto, sobald man einsteigt. Das Display zeigt Google Maps für die Navigation und spielt Musik über Spotify. Nachrichten und Anrufe werden über das Auto-Infotainmentsystem gemanagt.

Google verspricht nahtlose Integration und Benutzerfreundlichkeit. Aber was bedeutet das für die Autonomie der Autohersteller und die Privatsphäre der Nutzer?

Zwischen Komfort und Kontrolle

Die Technologie von Google verspricht, das Fahrerlebnis durch Integration von Smartphone-Apps direkt in das Armaturenbrett des Autos zu verbessern. Google möchte, dass sein Betriebssystem und seine Apps nicht nur unterstützen, sondern steuern – von der Klimaanlage bis zu den Fensterhebern.

Diese All-in-one-Lösung von Google stellt jedoch nicht nur eine technische Neuerung dar, sondern auch eine potenzielle Übernahme der Datenkontrolle im Fahrzeug.

Wachsende Sorgen in der Autoindustrie

Viele Autohersteller sind beunruhigt: Durch die Implementierung von Googles Systemen könnten sie abhängig werden von einem externen Technologieanbieter. Zudem könnten sensible Fahrzeugdaten, die wertvolle Einblicke in das Nutzerverhalten bieten, unter die Kontrolle von Google geraten.

Diese Daten sind nicht nur für die Kundenbindung wichtig, sondern auch für die Entwicklung zukünftiger Technologien wie autonomes Fahren.

Kartellrechtliche Bedenken

Das Bundeskartellamt hat bereits reagiert und sieht in der Art und Weise, wie Google seine Technologien und Dienstleistungen bündelt, eine mögliche Wettbewerbsverzerrung.

Diese Bündelung könnte es anderen Anbietern schwer machen, auf dem Markt Fuß zu fassen und bietet Google die Möglichkeit, seine Dominanz aus dem Smartphone-Markt in die Automobilbranche zu übertragen. Eine formelle Abmahnung wurde ausgesprochen, und die Behörde prüft weiterhin das Vorgehen Googles.

Googles Reaktion und die Zukunft

Google zeigt sich von seiner kooperativen Seite und hat Vorschläge gemacht, die das System offener und anpassungsfähiger gestalten sollen.

Darunter fallen Angebote, Google-Apps nicht als Standardanwendungen vorzuinstallieren und Autoherstellern die Kombination von Google-Diensten mit Produkten anderer Anbieter zu erlauben. Doch diese Zugeständnisse werden von vielen Branchenexperten als unzureichend angesehen.