Bei Boeing stehen die Zeichen auf Entspannung. Die westamerikanischen Fabrikarbeiter des angeschlagenen Flugzeugbauers werden am Montag über ein verbessertes Vertragsangebot abstimmen, das den seit sieben Wochen andauernden Streik beenden und die Produktion von Flugzeugen wieder aufnehmen könnte.
Das jüngste Angebot Boeings sieht eine Lohnerhöhung von 38 Prozent über vier Jahre vor, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem zuvor abgelehnten Vorschlag darstellt, der ein Plus von 35 Prozent vorsah. Etwa zwei Drittel der 33.000 streikenden Maschinisten hatten dieses Angebot vor zwölf Tagen zurückgewiesen.
Der vierte Vorschlag von Boeing seit Beginn des Streiks am 13. September kommt für das Unternehmen zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Erst kürzlich hatte der Flugzeugbauer bekannt gegeben, 24 Milliarden Dollar durch eine Aktienemission aufbringen zu wollen, um seine Finanzen nach Produktionsstopps des Bestseller-Flugzeugs 737 MAX zu stabilisieren.
Das angestrebte Lohnplus bedeutet für Boeing zusätzliche Kosten von etwa 1,1 Milliarden Dollar über die Vertragslaufzeit, basierend auf dem bisherigen Kostenrahmen von rund 2,5 Milliarden Dollar, laut einem Analystenbericht von Jefferies.
Jon Holden, Präsident der International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) District 751, hat die neue Offerte gebilligt und die Arbeiter davor gewarnt, dass eine Ablehnung zu schlechteren Konditionen führen könnte.
Am Freitag stiegen die Boeing-Aktien in der Hoffnung, dass die Arbeiter das Angebot annehmen. Die Abstimmung findet zwischen 7 und 19 Uhr pazifischer Zeit statt, mit einem Ergebniss bis zum Abend.
Innerhalb der Belegschaft gibt es geteilte Meinungen: Einige Arbeiter sind bereit, an den Arbeitsplatz zurückzukehren, während andere auf weitere Vorteile und die ursprünglich geforderte Lohnerhöhung von 40 Prozent hoffen.
Ein positiver Ausgang der Abstimmung wäre für Boeing-CEO Kelly Ortberg ein erster Erfolg, seit er im August angetreten war, mit dem Versprechen, die Beziehungen zu den Fabrikarbeitern zu verbessern und einen "grundlegenden Kulturwandel" im Unternehmen einzuleiten.
Ein Ende des Streiks, der auch die Produktion der Flugzeugtypen 767 und 777 zum Erliegen gebracht hat, würde zudem den Zulieferern der Luftfahrt und den Fluggesellschaften zugutekommen, die mit Lieferverzögerungen zu kämpfen haben.
Das aktuelle Angebot Boeings übertrifft die jüngsten Lohnzuwächse der United Auto Workers im Jahr 2023 und der IAM-verbundenen Airbus A220-Fabrikarbeiter. Viele Boeing-Mitarbeiter beklagen jedoch, dass es nicht für ein Jahrzehnt ausgleicht, in dem ihre Löhne hinter der Inflation zurückblieben und Rentenansprüche verloren gingen.