Die Verhandlungen über ein weltweit verbindliches Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll machen kaum Fortschritte. In der dritten Verhandlungsrunde in Nairobi sind die Vertreter der rund 170 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen "auf der Stelle getreten", teilte der WWF Deutschland mit. Die Verhandlungen erstreckten sich über sieben Tage und endeten am späten Sonntagabend.
Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) äußerte sich enttäuscht über das Ergebnis. Sie bedauere, dass die dritte Verhandlungsrunde ohne Einigung über nächste Schritte zu Ende gegangen sei. Eine Einigung sei an jenen Staaten gescheitert, die weiterhin von fossilen Geschäftsmodellen wie der Plastikproduktion profitieren wollten. Dieses Festhalten an klimaschädlichen Strukturen sei angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise und der fortschreitenden Plastikverschmutzung unserer Meere verantwortungslos, so Lemke.
Florian Titze, Senior Policy Advisor beim WWF, kritisierte insbesondere die Bremsmanöver und den Widerstand ölproduzierender Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran. Dies habe viel Zeit gekostet und die Verhandlungen beinahe zum Stillstand gebracht. Es sei weder ein politischer Arbeitsauftrag für die Zeit zwischen den Verhandlungsrunden noch eine Basis für technische Arbeitsgruppen zur wissenschaftlichen Grundlage des Abkommens erreicht worden. Beides sei jedoch dringend nötig, um den Zeitplan einzuhalten. Die Teilnehmer seien sich jedoch einig gewesen, dass das Abkommen den gesamten Lebenszyklus von Plastik umfassen müsse - nicht nur Fragen des Abfalls.
Auch laut der UN-Umweltorganisation UNEP gibt es weiterhin viele offene Fragen. Der scheidende Vorsitzende des Internationalen Verhandlungskomitees, Gustavo Meza-Cuadra Velásquez, erklärte, es bleibe noch viel zu tun, um die Differenzen einzugrenzen und die technischen Grundlagen für die Verhandlungen zu entwickeln. Immerhin habe man sich auf einen Ausgangspunkt für die vierte Verhandlungsrunde geeinigt, die im April 2024 im kanadischen Ottawa stattfinden soll.
Die Vertreter der UN-Mitgliedstaaten hatten im März 2022 beschlossen, ein globales Abkommen zum Umgang mit Plastik anzustreben. Es soll verbindliche Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen festlegen - von den Mengen, in denen einzelne Materialien hergestellt werden, über das Design von Plastikprodukten bis hin zur Entsorgung und Wiederaufbereitung von Plastikmüll.
Die nächste Verhandlungsrunde findet in Korea im November und Dezember 2024 statt. Das Abkommen soll im Jahr 2025 während eines Staatengipfels verabschiedet werden.