Die internationalen Aktien- und Anleihemärkte zeigen Aufwärtsdynamik, während Donald Trump nach einem klaren Wahlsieg in den USA ins Weiße Haus zurückkehrt und die politische Landschaft in Deutschland durcheinandergewirbelt wird. Zeitgleich stehen wahrscheinliche Zinssenkungen der Zentralbanken in den USA und Großbritannien bevor, was weltweit neue Handels- und Schuldenstrategien ankündigt.
Die Wall Street erlebte am Mittwoch einen Höhenflug, mit dem Dollar und den Renditen von Treasury-Anleihen ähnlich aufwärts gerichtet, da Trumps Pläne für tarifäre Erhöhungen und Steuerkürzungen wahrgenommen werden. Die kühnen Sprünge der Aktienfutures hielten sich über Nacht und zeigen vor der Eröffnung des Donnerstags erneut nach oben, wobei der S&P500 erstmals die 6.000er Marke anvisiert. Im Gegenzug zogen die Renditen der Treasuries und der Dollar leicht zurück, während die Federal Reserve mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt erwartet.
Der Fokus liegt auch auf den finanziellen Spielräumen Trumps, die von der noch ungewissen Zusammensetzung des Hauses der Repräsentanten abhängen. Märkte spekulieren auf einen möglichen „Clean Sweep“ der Republikaner in Präsidentschaft und Kongress, während man auf Details zu Trumps Kabinett, insbesondere seiner Auswahl für den Finanzminister, wartet.
Indes gerieten die europäischen Schuldenmärkte zunächst in die entgegengesetzte Richtung zu den Treasuries, da Trumps zu erwartende Zollerhöhungen als zusätzliche Belastung für die europäische Wirtschaft eingeschätzt wurden. In Deutschland zerbrach die Regierungskoalition am Mittwoch, nachdem Kanzler Olaf Scholz den Finanzminister Christian Lindner entließ. Die Spannungen über die Ausgabensteigerung und die Auflockerung der sogenannten Schuldenbremse öffnen den Weg für Neuwahlen Anfang nächsten Jahres.
Die Aussicht auf gelockerte Haushaltsregeln in Deutschland ließ die Renditen deutscher und europäischer Staatsanleihen am Donnerstag um mehr als 10 Basispunkte steigen, nahe viermonatiger Höchststände. Der Euro profitierte ebenfalls und erholte sich von den jüngsten Tiefstständen.
Britische Märkte verdauen derzeit noch den geplanten schuldenfinanzierten Ausgabeschub nach dem jüngsten Haushalt. Die Bank of England wird am Donnerstag mit einer weiteren Zinssenkung um einen Viertelpunkt auf 4,75% erwartet. Höhere Wachstums- und Inflationsprognosen haben die Erwartungen an weitere Zinsschritte im nächsten Jahr jedoch auf zwei oder drei reduziert.
Zehnjährige britische Staatsanleihen gaben leicht nach, nachdem sie am Mittwoch nahe ihrem Jahreshoch notierten, während der Markt auf die Entscheidung der BoE wartet. Das Pfund konnte sich leicht erholen, da der Dollar allgemein nachgab.
In anderen Teilen Europas senkte die schwedische Riksbank wie erwartet ihren Leitzins um einen halben Punkt, während Norwegens Zentralbank die Zinsen unverändert ließ.