Die Welt der ETF-Sparer scheint aus den Fugen geraten. Der MSCI World, langjähriger Liebling und Stütze vieler Portfolios, durchlebt eine schwindende Phase. Ein Minus von sechs Prozent seit Juli wirft die Frage auf: Ist der Stern dieses Welt-ETFs im Sinkflug?
Die Gründe liegen auf der Hand: Die Abkühlung der KI-Euphorie in den USA und die straffe Zinshaltung der Fed setzen den Märkten zu. Auch die nicht ganz goldenen Äpfel im Korb – mit Apple's Aktien auf Talfahrt – verschärfen die Lage.
Doch die Kritiker, die dem Index seine US-Lastigkeit und die Tech-Dominanz vorwerfen, übersehen vielleicht das Wesentliche. Der MSCI World ist mehr als die Summe seiner Teile.
Die Analyse des Handelsblatts offenbart: Wer die Welt der Aktien in einem Index einfangen will, muss seine geografischen Grenzen ausweiten.
Der MSCI All World Country Index (ACWI) und der FTSE All World Index sind hierbei die globaleren Geschwister des MSCI World, mit einer Firmenpalette, die von den Industrienationen bis zu den aufstrebenden Märkten reicht.
Doch selbst diese breite Diversifikation scheint nicht zwingend renditeträchtiger.
Die Kopflastigkeit des MSCI World – ein oft gehörter Kritikpunkt – ist indes ein gemeinsames Merkmal der marktgewichteten Indizes. Hier regieren die Schwergewichte, und der Fokus liegt klar auf den USA.
Doch ist das wirklich ein Makel? Nicht unbedingt, wenn man bedenkt, dass ein starker Dollar für Euro-Anleger auch Gewinn bedeuten kann.
Dennoch, die Rendite spricht eine klare Sprache: Breitere Streuung heißt nicht automatisch höhere Rendite. Auf zehn Jahre gesehen, führt der MSCI World das Rennen an.
Auch in stürmischen Zeiten zeigt er Widerstandskraft, die in den großen Tech-Unternehmen begründet liegt – unverzichtbar in unserem digitalen Alltag und robust selbst in der Krise.
Was also tun? Experten wie Gerhard Kommer und Sven Streibel sehen den MSCI World weiterhin als soliden Ausgangspunkt für breit diversifizierte Anlagen.
Die Kritikpunkte sind bekannt, doch die Stärke des MSCI World in Performance und Stabilität sollte nicht unterschätzt werden.
Zweifler mögen auf weniger kopflastige Indizes mit geringerem US-Anteil schielen, doch Dominique Riedl von Just ETF rät zur Vorsicht vor Spekulationen. Eine Alternative könnte der MSCI ACWI sein, doch auch hier ist der Unterschied vielleicht zu marginal, um einen Wechsel zu rechtfertigen.
Letztlich mag die hohe Konzentration auf Tech- und US-Werte im MSCI World in langer Frist nicht das entscheidende Kriterium sein. Denn der Markt ist dynamisch: Sollten Tech-Riesen und US-Aktien schwächeln, so passt sich auch der Index an.
Vielleicht ist die wahre Stärke des MSCI World seine Fähigkeit zur Evolution – und das macht ihn zu einem nach wie vor beachtenswerten Anker in den unruhigen Gewässern der globalen Finanzmärkte.