Als die US-Bankenlandschaft vor Unsicherheiten hinsichtlich regulatorischer Kapitalanforderungen steht, äußert sich Wells Fargo CEO Charlie Scharf mit ungewöhnlich deutlichen Worten. Während einer Finanzdienstleistungskonferenz, veranstaltet von Goldman Sachs in New York, beklagte Scharf die gegenwärtige Situation als „eine verrückte Art, ein System zu führen“. Er betonte, dass er eine zügige Finalisierung der sogenannten Basel III-Regeln erwartet und dass es seltsam sei, dass einige der bedeutendsten Unternehmen des Landes im Ungewissen bezüglich ihrer Kapitalanforderungen gelassen werden. Derweil bleibt das Schicksal des Vorschlags für Kapitalanforderungen ungewiss – insbesondere nach einer vermeintlich erschwerenden Wiederwahl von Donald Trump. Der ursprünglich im Juli 2023 vorgestellte Vorschlag hätte die Kapitalvorgaben für die größten Banken des Landes um etwa 19% erhöht. Nach heftiger Kritik aus der Branche gewährte Michael Barr, der stellvertretende Vorsitzende der Aufsichtsbehörde der Federal Reserve, Einblicke in mögliche Änderungen, die diese Anhebung auf 9% reduzieren könnten. Allerdings scheinen nicht alle Bankregulatoren diese Modifizierung gleichermaßen zu unterstützen. In den Tagen nach der Wiederwahl Trumps räumten Regulatoren ein, dass der Vorschlag wohl nicht mehr in Präsident Joe Bidens Amtszeit verwirklicht wird. Barr versicherte dem House Financial Services Committee, dass die Zentralbank im kommenden Jahr mit neuen Kollegen der Aufsichtsbehörde OCC und der Einlagensicherungsbehörde FDIC an diesem Vorschlag arbeiten wird. Scharf äußerte den Wunsch von Wells Fargo nach einem entschlossenen Vorgehen der Regulatoren und unterstrich die Bedeutung durchdachter Entscheidungen. Dabei sei eine genaue Analyse notwendig, um Veränderungen sinnvoll zu gestalten. Die Bank sei jedoch optimistisch, dass das Endergebnis nicht weit von der gegenwärtigen Position abweichen werde. Scharf fügte hinzu, dass die Kapitalquote des Unternehmens im dritten Quartal bei 11,3 % lag und voraussichtlich bei etwa 11 % bleiben werde, bis mehr Klarheit über die Regel herrscht.