Die jüngste politische Neuausrichtung in den Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump löst nach Einschätzung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) zunächst erhebliches Unbehagen aus. Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel, betont die Unsicherheit, die von der neuen Administration ausgeht. Unklarheit herrscht darüber, welche politischen Vorhaben Trump tatsächlich realisieren wird und welche womöglich nur taktische Finten in Verhandlungen darstellen. Sicher scheint lediglich, dass Trumps Fokus stärker auf bilateralen Abkommen als auf einem regelgeleiteten Welthandel liegt. Die dynamischen Zeiten der Globalisierung, gekennzeichnet durch sinkende Zölle und Streitbeilegungen unter dem Regime der WTO, könnten somit vorerst zum Stillstand kommen, so Schularick.
Der mögliche Anstieg der Zölle auf zehn Prozent, von Trump angedacht, könnte erhebliche Auswirkungen auf deutsche Branchen und Unternehmen haben. Eine solche Zollpolitik würde die Exporte Deutschlands in die Vereinigten Staaten um etwa 10 bis 15 Prozent mittelfristig reduzieren, was laut Schularick eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent zur Folge hätte. Angesichts des gegenwärtig schwachen Wachstums würde dieser Verlust spürbar ins Gewicht fallen.
Sorgen bereiten auch mögliche Umlenkungen von Investitionen: Um Zollbarrieren zu umgehen, könnten Unternehmen vermehrt in den USA statt in Deutschland investieren. Letztlich würde der amerikanische Verbraucher durch steigende Preise die Last solcher Handelsbarrieren tragen.
Für Europa sieht Schularick größere Herausforderungen, sollte ein umfassender Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China ausbrechen. Die Abschottung der USA gegenüber chinesischen Importen könnte Chinas wirtschaftliche Ausrichtung stärker auf Europa verlagern, was zu einem verheerenden Preisverfall führen könnte. In einem solchen Szenario müsse Europa gewappnet sein, schnell und gezielt Strategien zu entwickeln, um wirtschaftliche Nachteile abzufedern.