19. Dezember, 2024

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Weihnachtsmärkte boomen und lassen und die Krisen vergessen

Trotz wirtschaftlicher Flaute strömen die Menschen auf Deutschlands Weihnachtsmärkte. Die saisonalen Basare sind nicht nur ein wirtschaftlicher Motor für Schausteller und Einzelhandel, sondern auch ein kultureller Anker in unsicheren Zeiten.

Weihnachtsmärkte boomen und lassen und die Krisen vergessen
Mit rund drei Milliarden Euro Umsatz in der Adventszeit erwirtschaften Deutschlands Weihnachtsmärkte ein Drittel des Jahreserlöses der Schausteller – ein wichtiger Beitrag in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten.

Wo Glühwein die Konjunktur übertrumpft

Inmitten einer Zeit, die von Rezessionssorgen und Konsumflaute geprägt ist, bieten die Weihnachtsmärkte in Deutschland einen überraschenden Kontrast. Schon in den ersten Tagen des Jahresendgeschäfts zeigt sich: Die Menschen suchen Erlebnisse, die Krisenstimmung vorübergehend verblassen lässt.

Für Schausteller wie Albert Ritter ist dies keine Überraschung. „Die Nachfrage ist konstant – Krisenzeiten hin oder her, die Menschen möchten diese Tradition erleben“, so Ritter, der als Präsident des Deutschen Schaustellerbundes die Entwicklungen aufmerksam verfolgt.

Was in den 1970er-Jahren in Essen mit einem einzigen Glühweinstand begann, hat sich heute zu einer bedeutenden Einnahmequelle entwickelt, die für viele Schaustellerbetriebe essenziell ist.

Laut dem Verband erwirtschaften die rund 3.250 Weihnachtsmärkte in Deutschland jedes Jahr etwa drei Milliarden Euro – ein Drittel des gesamten Jahresumsatzes der Schausteller.

Mehr als nur ein Ort zum Schlemmen und Bummeln

Die Bedeutung der Märkte reicht weit über das unmittelbare Umsatzplus hinaus. „Weihnachtsmärkte schaffen die ideale Atmosphäre, die Menschen in die Innenstädte zieht und den Handel ankurbelt,“ erklärt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE).

In den Innenstädten sorgen die Märkte für zusätzlichen Publikumsverkehr und steigern die Kauflust, eine Stütze, die der stationäre Handel dringend braucht.

Der Deutsche Einzelhandelsverband gibt an, dass der weihnachtliche Besucherstrom in den Vorjahren oft das Kaufverhalten positiv beeinflusst hat, obwohl die Ausgabenbereitschaft der Kunden aufgrund der Inflation gedämpft war.

Der Nürnberger Christkindlesmarkt zieht jährlich rund zwei Millionen Besucher an, von denen ein Drittel in der Stadt übernachtet. Trotz Rezession bleibt die Nachfrage stabil – und sorgt für eine Auslastung von bis zu 90 Prozent in den Hotels.

Saisonarbeit und steigende Nachfrage nach deutscher Tradition

Auch Unternehmen wie Herrnhuter Sterne und Käthe Wohlfahrt profitieren vom Weihnachtsboom und sehen in den Märkten eine wichtige Plattform.

„Unser Umsatz hängt stark von den Weihnachtsmärkten ab, rund ein Drittel unserer Jahresverkäufe generieren wir hier,“ berichtet Jens Ruppert, Verkaufsleiter von Herrnhuter Sterne.

Die Märkte bieten nicht nur einen direkten Verkaufskanal, sondern auch die Möglichkeit, das Markenbild in einem authentischen Umfeld zu präsentieren.

Für Käthe Wohlfahrt, ein Familienbetrieb aus Rothenburg ob der Tauber, sind die Weihnachtsmärkte zudem ein wichtiger Teil der Exportstrategie: Auf 17 Märkten im Ausland, darunter neun in den USA, präsentiert das Unternehmen deutsche Weihnachtskunst und stärkt das Image deutscher Handwerkskunst im Ausland.

Die Schattenseite des Erfolgs: Saisonale Herausforderungen

Hinter den beschaulichen Ständen steckt jedoch ein erheblicher logistischer Aufwand. Unternehmen wie Käthe Wohlfahrt stellen jedes Jahr rund 600 Saisonkräfte ein, um den Marktstandbetrieb sicherzustellen.

Diese zusätzliche Belastung, gepaart mit den gestiegenen Anforderungen an nachhaltige Verpackungen, Mehrweggeschirr und klimaneutrale Energieversorgung, erfordert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Viele Weihnachtsmärkte setzen mittlerweile auf klimaneutrale Energie und Mehrweggeschirr. Für die Schausteller bedeutet das zusätzliche Kosten, die jedoch zur wachsenden Attraktivität der Märkte beitragen.

Tourismus profitiert – vor allem Nürnberg und Dresden

Weihnachtsmärkte ziehen nicht nur Einheimische an. In Städten wie Nürnberg und Dresden, die mit ihren traditionsreichen Märkten bekannt sind, kommen viele Besucher aus dem Ausland.

Laut einer Studie der Technischen Hochschule Nürnberg verbringen Gäste auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt im Durchschnitt 2 Stunden und 15 Minuten und geben dabei über 46 Euro aus.

Von den rund zwei Millionen Besuchern im letzten Jahr übernachteten ein Drittel in Nürnberger Hotels, was für eine Auslastung von bis zu 90 Prozent im Dezember sorgte.

„Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten ist die Buchungslage hervorragend,“ bestätigt Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg.

Weihnachtsmärkte als Symbol der Beständigkeit

Angesichts der allgemeinen Verunsicherung durch Rezession und Inflation bieten Weihnachtsmärkte eine Art Rückzugsort, eine Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen und sich auf die festliche Jahreszeit einzustimmen.

Für viele Besucher und Betreiber sind sie nicht nur eine Traditionsveranstaltung, sondern ein Symbol für Beständigkeit in einer turbulenten Welt.

Die Herausforderungen für die Betreiber sind gestiegen, doch die Bereitschaft der Deutschen, für Glühwein und Lebkuchen tiefer in die Tasche zu greifen, zeigt, dass diese Tradition tief verankert bleibt.

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