Die deutsche Börsenlandschaft zeigt sich zum Jahresende hin alles andere als besinnlich. Wer auf ruhige Festtage mit soliden Börsengewinnen gesetzt hatte, sieht sich nach den jüngsten Marktkorrekturen eines Besseren belehrt. Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, wies auf die Volatilität im Dax hin, der kurzzeitig die 20.000-Punkte-Marke überschritten hatte, jedoch nach mehreren Verlusttagen wieder zurückfiel. In einer ohnehin umsatzschwachen Handelswoche, könnten die Ausschläge im Index umso drastischer ausfallen. Fondsmanager scheinen die bisherigen Jahresgewinne hartnäckig verteidigen zu wollen, während Privatanleger nach zwei erfolgreichen Jahren über Gewinnmitnahmen nachdenken. Der Dax hat seit Ende 2022 beeindruckend um über 40 Prozent zugelegt. Die jüngst durch die US-Notenbank Fed enttäuschten Zinserwartungen könnten jedoch weiter auf die Stimmung drücken. Die zuvor erhofften deutlichen Zinssenkungen wurden von der Fed auf lediglich zwei weitere für das nächste Jahr reduziert, was die Markteuphorie dämpfte. Christian Apelt von der Helaba sah diese Entscheidung als Störfaktor für die vorweihnachtliche Ruhe, während Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, eine heilsame Wirkung in der Zinspolitik der Fed erkannte. Die Euphoriereflexion im Aktienmarkt war laut Kater auch dringend notwendig. Obwohl der Dax eine Verlustserie erlebte, bleibt er noch immer etwa 17 Prozent über dem Jahresanfangsstand. Dies veranlasste Matthias Schell von der LBBW, die aktuelle Situation als eine letztlich positive Überraschung für die Anleger zu bewerten. Ein zusätzliches positives Signal aus den USA war die Abwendung eines möglichen 'Shutdowns'. Durch die Unterzeichnung eines Übergangshaushaltes von US-Präsident Joe Biden wurde der Stillstand der Regierungsaktivitäten verhindert, was zur Stabilisierung des Marktes beitrug. Doch die Zeit für Marktentwicklungen bleibt zum Jahresabschluss begrenzt. Aufgrund der Feiertage gibt es nur zwei Handelstage in der Weihnachtswoche. Zudem sind sowohl Konjunkturdaten als auch Unternehmensnews spärlich gesät. Dennoch stehen Änderungen in den Indexzusammensetzungen an: Der Pharma-Wirkstoffforscher Evotec und der Online-Autohändler Auto1 kehren in den MDax zurück. Covestro wird im Dax durch FMC ersetzt, während Deutsche Wohnen ihren Platz in der mittleren Börsenliga einnimmt. Im SDax wird der Platz von LPKF übernommen.