Von Konsens zu Konflikt
Selten kommt es vor, dass sich zwei Politikerinnen aus grundverschiedenen politischen Lagern wie Alice Weidel und Sahra Wagenknecht in einem Fernsehstudio treffen und zu Beginn nahezu harmonisch wirken. Doch genau das passierte am Mittwochabend bei „Maischberger“.
Beide äußerten sich kritisch zum Gendern, zum Verbrenner-Aus und zur aktuellen Verteidigungspolitik Deutschlands. Fast schien es, als könnten AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei einigen Themen gemeinsame Sache machen – zumindest oberflächlich.
Doch der Schein trügte. Als die Diskussion sich gegen Ende auf das Gespräch von Weidel mit Elon Musk und eine umstrittene Aussage der AfD-Vorsitzenden über Adolf Hitler konzentrierte, kippte die Stimmung komplett. Was folgte, war ein hitziger Streit, der weit über die Grenzen einer sachlichen Debatte hinausging.
Die Eskalation: „Ungeheuerlichkeit gegenüber den Opfern“
Zunächst kritisierte Wagenknecht das Gespräch zwischen Alice Weidel und Elon Musk, das kürzlich auf der Plattform X (ehemals Twitter) stattfand. Sie warf ihrer Kontrahentin vor, dort lediglich ein „unterwürfiges Fangirl“ gewesen zu sein.
Statt Musk kritisch zu hinterfragen, habe Weidel ihn glorifiziert. „Ich bin ein Fangirl der Meinungsfreiheit“, entgegnete die AfD-Chefin scharf und verteidigte ihr Gespräch als wichtigen Beitrag für die öffentliche Debatte.
Der eigentliche Wendepunkt kam jedoch, als Weidel erneut ihre kontroverse Behauptung wiederholte, Adolf Hitler sei im Kern ein Kommunist gewesen. Sie argumentierte, Hitler habe eine „gesellschaftliche Gleichmacherei“ und eine „staatsgelenkte Kommandowirtschaft“ angestrebt, weshalb er im Nachkriegsdeutschland „zu Unrecht als Rechter gelabelt“ worden sei.
Die Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten. Sahra Wagenknecht konterte mit deutlichen Worten: „Das ist eine Ungeheuerlichkeit gegenüber den Opfern von Hitler.“ Auch die anwesenden Experten reagierten mit scharfer Kritik. „Das ist Geschichtsklitterung auf höchstem Niveau“, stellte der Journalist Albrecht von Lucke klar.
Nikolaus Blome ergänzte: „Wenn Frau Weidel den Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus nicht begreift, ist ihr nicht mehr zu helfen.“
Strategische Inszenierung oder Entgleisung?
Das Duell war nicht nur ein persönlicher Schlagabtausch, sondern offenbar auch eine strategische Inszenierung beider Politikerinnen.
Weidel nutzte die Plattform, um die Nähe ihrer Partei zur US-Politik unter Donald Trump zu betonen und ihre Positionen zu verteidigen. Wagenknecht hingegen positionierte sich bewusst als Gegenpol – sowohl zu Weidel als auch zu traditionellen politischen Strukturen.
Trotz der hitzigen Debatte blieb am Ende eine Frage offen: Wie weit dürfen Politikerinnen in ihren Äußerungen gehen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Der Streit über Weidels Aussagen verdeutlichte, dass es eine Grenze gibt, die – zumindest aus Sicht der Talkshow-Teilnehmer – klar überschritten wurde.
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