Josep Borrell, der oberste Diplomat der Europäischen Union, erklärte am Mittwoch bei seiner wohl letzten Ansprache vor dem Europäischen Parlament, dass die Welt sich im Wandel befinde. Trumps politische Entscheidungen in den kommenden Jahrzehnten würden eine bedeutende Rolle spielen. Zwar wollte er keine Spekulationen anstellen, verlangte jedoch Wachsamkeit ohne Panikmache.
Der französische Präsident Emmanuel Macron wies darauf hin, dass umfangreiche Zölle auf China die Europäer zwingen könnten, sich schneller von den Chinesen zu distanzieren. Sollten die EU-Staaten nicht den Kurs der USA gegenüber China unterstützen, drohten höhere Zölle und praktische Gräben innerhalb der EU, besonders zwischen Mitgliedsstaaten mit engen wirtschaftlichen Verbindungen zu Peking und jenen, die an Washington orientiert sind.
Die Schwierigkeiten werden durch die angespannte Lage innerhalb der EU verschärft. Die deutsche Regierung ist unlängst zerbrochen und es wird bis mindestens April dauern, bis eine neue Koalition gebildet sein könnte. Parallel dazu verzögern EU-interne Konflikte die Bildung eines neuen Kommissarsteams unter Ursula von der Leyen, das die transatlantischen Beziehungen stärken soll.
Angesichts dieser Herausforderungen gibt es Stimmen, die glauben, dass Trump Europa und China, ähnlich wie während seiner ersten Amtszeit, annähern könnte. Doch insgesamt gilt diese Sichtweise als Minderheitenmeinung, da Peking inzwischen durch die Nähe zu Moskau eine komplizierte Beziehung zur EU entwickelt hat.
Auf wirtschaftlicher Ebene hat seit Trumps erster Amtszeit ein Wandel stattgefunden. Trotz bestehender Handelsverbindungen zeigt sich Europas Wirtschaftspessimismus. Der EU-Kommission bleibt somit nichts anderes übrig, als Deals mit Trump anzustreben, um Zollerleichterungen und Unterstützung für die Ukraine zu sichern. Dies erfolgt unter der Prämisse, mehr US-Waren zu erwerben und bei Trumps Chinapolitik zu kooperieren.
Während einige Experten skeptisch bleiben, was das Erfolgspotenzial der EU im Umgang mit Trump betrifft, haben politische Innenkreise mögliche Vergeltungszölle als Maßnahmen im Köcher, falls Verhandlungsangebote fehlschlagen sollten.