Die Finanzwelt erlebte jüngst eine bemerkenswerte Enthüllung aus den USA: WisdomTree Asset Management, ein Schwergewicht im Bereich der börsengehandelten Fonds (ETFs), musste sich einer scharfen Rüge der Securities and Exchange Commission (SEC) stellen. Stolze 4 Millionen US-Dollar beträgt die Strafe, die die New Yorker Fondsgesellschaft für Verstöße gegen ihre eigenen Anlagekriterien ihrer mittlerweile liquidierten ESG-ETFs zahlen muss.
Zwischen März und November 2020 hatte WisdomTree in den Verkaufsprospekten der drei ESG-ETFs, namentlich dem WisdomTree International ESG ETF (RESD), dem WisdomTree Emerging Markets ESG ETF (RESE) und dem WisdomTree U.S. ESG ETF (RESP), versprochen, keine Investitionen in Unternehmen zu tätigen, die in die Produktion von fossilen Brennstoffen oder Tabak involviert sind. Die SEC enthüllte jedoch, dass genau diese ESG-Fonds dennoch in solche Unternehmen investierten, die unter anderem im Kohlebergbau, Erdgasförderung und im Verkauf von Tabakwaren tätig waren.
Der nun erhobene finanzielle Rüffel folgte einer Wells Notice der SEC im August, die auf mutmaßliche Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz hinwies. WisdomTree, das insgesamt 79 ETFs mit einem kombinierten Volumen von 77 Milliarden US-Dollar verwaltet, gab sich indes versöhnlich: In einer E-Mail beteuerten sie, das Thema ernst zu nehmen und die betreffenden Prospekte bereits im November 2022 aktualisiert zu haben. Der Blick der SEC offenbarte jedoch, dass die Daten, die WisdomTree von Drittanbietern bezog, nicht zuverlässig sämtliche Unternehmen mit unerwünschten Aktivitäten ausfilterten. Zudem mangelte es an internen Richtlinien zur strikten Umsetzung der ESG-Vorgaben.
Experten sind überzeugt, dass die Tendenz zur „Greenwashing“-Praktik im ESG-Investmentbereich weitere regulatorische Reaktionen nach sich ziehen wird. Jason Britton von Reflection Asset Management prognostiziert, dass solche SEC-Maßnahmen erst der Anfang seien – auch wegen der branchenweit weit verbreiteten Nutzung weniger ESG-Analysetools. WisdomTree’s Hauptaktionär, ETFS Capital mit Sitz im Vereinigten Königreich, dürfte angesichts solcher Nachrichten ebenfalls aufmerksam die Entwicklungen am ETF-Markt beobachten. Das Unternehmen hält derzeit 10,2% der ausstehenden Aktien von WisdomTree.