Volkswagens jüngstes Maßnahmenpaket zeigt, wie tief die Krise der Automobilindustrie auch den größten Autobauer Europas getroffen hat. In einem expliziten Tarifkompromiss mit der IG Metall hat das Unternehmen beschlossen, bis 2030 mehr als 35.000 Stellen sozialverträglich abzubauen und gleichzeitig die Produktion um über 700.000 Fahrzeuge zu senken. Trotz der drastischen Umstrukturierungen bleiben Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen außen vor – ein Ergebnis, das von Bundeskanzler Olaf Scholz als eine "gute, sozial verträgliche Lösung" betrachtet wird. Die Reaktionen der Verhandlungspartner verdeutlichen, dass es sich weniger um eine einvernehmliche Lösung als vielmehr um ein Ringen um das Ausbalancieren von Unternehmensinteressen und Arbeitnehmerrechten handelt. Thorsten Gröger von der IG Metall unterstrich die Bedeutung der Vereinbarung für die Beschäftigten und ihre Familien, während VW-Markenchef Thomas Schäfer die strategischen Weichenstellungen für die Zukunft hervorhob. Am Standort Wolfsburg wird die technische Entwicklung bis 2030 um etwa 4.000 Stellen reduziert und die Ausbildungsplätze werden ab 2026 drastisch gekürzt. Während der Verbrenner-Golf ausläuft und seine Produktion gen Puebla in Mexiko verlagert wird, setzt Volkswagen in Wolfsburg stark auf Elektro-Modelle. Gleichzeitig werden Optionen für die von Schließung bedrohten Werke in Osnabrück und Dresden geprüft, mit Möglichkeiten für alternative Nutzungen. Finanziell kommt es zu einer sogenannten Nullrunde für etwa 130.000 VW-Mitarbeiter. Ein Gehaltsplus fließt in einen Fonds, der flexible Arbeitszeiten finanzieren könnte, anstatt auf die Konten der Arbeitnehmer. Darüber hinaus wird das Entgeltsystem überarbeitet, was zukünftige Vergütungserhöhungen ermöglichen soll.