Die jüngst erfolgte Auflösung der Ampel-Koalition sowie der erneute Wahlsieg Donald Trumps in den USA lassen die Sorgenfalten in der deutschen Wirtschaft tiefer werden. Achim Wambach, Präsident des Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW, erkennt jedoch in diesem politischen Sturm auch positive Aussichten für bestimmte deutsche Unternehmen. Gleichzeitig warnt er davor, dass der Druck für Reformen in Deutschland weiter zunehme.
Die ehemals regierende Ampel-Koalition war in ihren Entscheidungen gelähmt, wodurch die politische Instabilität in Deutschland wuchs. Mit baldigen Neuwahlen könne sich jedoch eine Möglichkeit bieten, die festgefahrene Situation zu lösen, äußerte Wambach optimistisch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Mit der Wahl von Trump, der eine neue Zollbelastung von bis zu 20 Prozent auf europäische Produkte ankündigte, könnten zusätzlich hitzige Handelskonflikte entstehen. Dies bedrohe insbesondere die stark exportorientierten deutschen Industriebereiche wie die Chemie-, Pharma- und Maschinenbauindustrie. Dennoch könnten deutsche Firmen, die bereits in den USA tätig sind, von Trumps möglichen Steuersenkungen profitieren.
Deutsche Konzerne, insbesondere aus der Pharma- und Chemiebranche, haben schon in der Vergangenheit aufgrund günstiger Energiepreise und US-Subventionsprogrammen in den USA investiert. Auch die Ansiedlung bedeutender Produktionsstandorte der Automobilindustrie in den USA wird fortgesetzt. Diese Entwicklung könnte durch Trumps Politik weiter begünstigt werden, was für den Standort Deutschland jedoch eine problematische Abwanderung von Arbeitsplätzen und Erfindungen bedeuten könnte.
Um der drohenden Standortschwäche zu begegnen, sollte Deutschland umfassende Reformen, etwa den Abbau der Bürokratie, durchführen. Wambach betont zudem, dass die EU ihre eigenen Beschränkungen, beispielsweise durch komplizierte Regelwerke, überdenken müsse, um wirtschaftlich schlagkräftiger auftreten zu können.
Doch große Sprünge in der Wirtschaftspolitik Deutschlands sind schwer absehbar. Zwar existieren Vorschläge zur Unterstützung der Automobilindustrie und zur Reform der Netzentgelte, doch bedürfen diese einer einheitlichen Anstrengung von Regierung und Opposition — eine Herausforderung in der aktuellen politischen Landschaft.