12. März, 2025

Automobile

Webasto kämpft ums Überleben: 200 Millionen Euro fehlen zur Rettung

Der Autozulieferer Webasto steckt tief in der Krise. Trotz Werksschließungen und Stellenabbau reicht das Kapital nicht aus. Banken verlangen weitere Einsparungen, während Investoren zögern. Die Zukunft des Traditionsunternehmens steht auf der Kippe.

Webasto kämpft ums Überleben: 200 Millionen Euro fehlen zur Rettung
Nach Werksschließungen und Stellenabbau bleibt die Zukunft ungewiss – Banken verlangen mehr Kapital und strukturelle Anpassungen.

Der bayerische Autozulieferer Webasto kämpft ums Überleben. Ein aktuelles Sanierungsgutachten zeigt: Ohne eine Kapitalspritze von bis zu 200 Millionen Euro droht dem Unternehmen eine ungewisse Zukunft. Während Banken und Investoren zögern, verschärft sich die Krise in der gesamten Zulieferbranche.

Finanzierungslücke zwingt Webasto zu drastischen Maßnahmen

Bereits 2023 leitete das Unternehmen tiefgreifende Einschnitte ein. Werke wurden geschlossen, 1.600 Stellen gestrichen. Dennoch reichen diese Maßnahmen nicht aus, um die angeschlagene Bilanz zu stabilisieren. Das Gutachten, das am Montag den Banken vorgelegt wurde, sieht zwar Chancen für eine Sanierung, verlangt jedoch frisches Kapital und weitere Umstrukturierungen.

Insider aus Bankenkreisen fordern eine schärfere Restrukturierung, um Webasto langfristig konkurrenzfähig zu halten. Besonders problematisch: Das Unternehmen ist mit gut 1,1 Milliarden Euro verschuldet und hat eine schwache Eigenkapitalquote. Ohne externe Finanzierungszusagen könnte Webasto weiter ins Straucheln geraten.

Eigentümer in der Pflicht – oder doch neue Investoren?

Die Gründerfamilien Baier und Mey, die Webasto seit Jahrzehnten führen, haben in der Vergangenheit hohe Gewinne reinvestiert. Doch die Rücklagen reichen nicht aus, um die aktuellen Probleme zu lösen. Nun stellt sich die Frage: Übernehmen die Eigentümer die finanzielle Last – oder wird ein externer Investor benötigt? Ein Verkauf von Unternehmensanteilen wird intern bereits diskutiert.

Eine Rettung durch Automobilhersteller scheint hingegen unwahrscheinlich. Volkswagen, einer der größten Kunden Webastos, erklärte, dass eine direkte Beteiligung nicht zur Debatte stehe. Trotz langjähriger Geschäftsbeziehungen müsse Webasto seine Probleme eigenständig lösen.

Vom Boom zum Absturz – die Krise der Autozulieferer

Webasto steht exemplarisch für die Herausforderungen vieler deutscher Zulieferer. Jahrelang profitierte das Unternehmen von einem starken China-Geschäft. Zwischenzeitlich machte der asiatische Markt fast 40 Prozent des Umsatzes aus. Doch mit dem Rückgang deutscher Automarken in China und einem missglückten Produktionsstart in den USA geriet das Unternehmen ins Straucheln. Auch der Vorstoß in die Elektromobilität scheiterte: Der Einstieg ins Geschäft mit Ladesäulen endete 2024 mit hohen Verlusten und dem Rückzug aus diesem Segment.

Hinzu kommt eine schwächelnde Konjunktur in Europa. Die großen Autobauer drücken die Preise, reduzieren Bestellmengen und setzen Zulieferer unter Druck. Besonders betroffen sind Unternehmen wie Webasto, die sich bislang stark auf bestimmte Produktsegmente wie Glasdächer und Standheizungen konzentriert haben.

Rettungsplan: Reicht die Zeit für die Sanierung?

Sanierungsexperte Johann Stohner wurde Anfang des Jahres als Chief Restructuring Officer ins Unternehmen geholt. Sein Plan: Bis 2028 soll Webasto wieder profitabel sein. Der China-Anteil am Umsatz wurde bereits auf 20 Prozent gesenkt, das Unternehmen breiter aufgestellt. Dennoch bleiben Risiken: Ein stagnierender Automarkt, geopolitische Unsicherheiten und mögliche US-Zölle auf Autoimporte unter Präsident Trump könnten die Sanierung gefährden.