Die Energiewende nimmt in Deutschland weiter Fahrt auf, insbesondere im Bereich des grünen Wasserstoffs. Laut einer aktuellen Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln, vorgestellt durch den Energiegiganten Eon, zeichnet sich ein beachtlicher Ausbau der Elektrolysekapazitäten ab. Bis zum Jahr 2030 könnten Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 10,1 Gigawatt entstehen und damit das ambitionierte Ziel der Bundesregierung von 10 Gigawatt erreichen. Gegenüber der Voranalyse im August des Vorjahres, die von 8,7 Gigawatt ausging, bedeutet dies eine deutliche Steigerung. Ein Blick auf die Landkarte Deutschlands verrät, dass vor allem die norddeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ambitioniert an der Planung von Anlagen arbeiten.
Trotz der vielversprechenden Zahlen gibt sich Eon, als dominierende Kraft im deutschen Energieversorgungs- und Verteilnetzsektor, vorsichtig. Der Konzern hebt hervor, dass zwischen den Visionen und den tatsächlich beschlossenen Projekten eine große Lücke klafft. Von den insgesamt 88 angekündigten Vorhaben sind bisher lediglich 16 mit einer Leistung von 0,3 Gigawatt final beschlossen. Unzureichende Fördermittel, strenge Vorgaben sowie zu spät erteilte Förderzusagen sind laut Eon einige der Stolpersteine, die den Ausbau der Elektrolysekapazität verzögern. Hinzu kommen fehlende Transport- und Speichermöglichkeiten, die für eine effiziente Nutzung des erzeugten Wasserstoffs unabdingbar sind.
Gabriël Clemens, der Geschäftsführer von Eon Hydrogen, betont zwar das große Potential und den positiven Trend, erinnert jedoch daran, dass Deutschland noch am Anfang des Wasserstoffhochlaufs steht. Die im Februar verzeichnete installierte Kapazität beläuft sich gerade einmal auf 66 Megawatt, also 0,066 Gigawatt. Dies verdeutlicht das Ausmaß der Herausforderung, vor der Deutschland steht.
In einem künftigen klimaneutralen Wirtschaftssystem wird grünem Wasserstoff eine Schlüsselrolle zugeschrieben. Er soll nicht nur zur Energiegewinnung in Gaskraftwerken eingesetzt werden, sondern auch in der Industrie, beispielsweise in der Stahlproduktion, zur Vermeidung von CO₂-Emissionen beitragen. Als angenehmer Nebeneffekt fällt bei der Nutzung von Wasserstoff lediglich Wasser als Abfallprodukt an.